Wie penetrant darf man bei der Jobsuche sein?

Wie heißt es so schön: Frechheit siegt! Und tatsächlich mag das in einigen Lebensbereichen stimmen. Aber trifft das auch bei der Jobsuche zu? Wie weit sollte man gehen, um sich den heißersehnten Job zu schnappen? Wo ziehen Personaler die Grenze zwischen Engagement, (Über)Eifer und Penetranz? Gilt im Falle der Jobsuche womöglich doch eher die Devise: Weniger ist mehr?

Dieser heiklen Problematik haben wir uns im Folgenden einmal ganz ausführlich gewidmet.

Eines direkt vorweg: Es ist absolut legitim, sich bei einem Unternehmen über den aktuellen Stand der Bewerbung zu informieren. Man darf also nicht nur nachfragen, man sollte sogar aktiv werden. Denn bedachtes Nachhaken zeugt von Interesse und Engagement. Allerdings sollte dieses Nachfassen erst nach einer gewissen Frist erfolgen. Und vor allem sollte man darauf achten, dass man die richtige Formulierung wählt. Andernfalls könnte ein Personaler tatsächlich genervt reagieren. Und das dürfte die Chance auf eine Jobzusage natürlich nicht gerade erhöhen.

Weshalb manche Unternehmen so lange für die Entscheidungsfindung brauchen, wann der beste Zeitpunkt für ein Nachhaken ist, wie man das Anliegen am besten formuliert und welche Fehler man unbedingt vermeiden sollte, das erfahrt ihr im Folgenden.

Welche Faktoren sich auf den Bewerbungsprozess auswirken

Zunächst einmal ist es wichtig, dass man sich bewusst vor Augen führt, weshalb (vor allem größere) Unternehmen oftmals länger für die Entscheidungsfindung brauchen. Es gibt zwei wesentliche Faktoren, die sich maßgeblich auf die Dauer des Bewerbungsprozesses auswirken: 1. die Unternehmensgröße und 2. die Anzahl der Bewerber.

1. Die Unternehmensgröße

Die Größe eines Unternehmens spielt bei der Entscheidungsfindung stets eine Rolle. Große Konzerne benötigen für die Entscheidungsprozesse fast immer länger als kleine Unternehmen. Der Grund ist simpel und schnell erklärt: Bei großen Konzernen sind schlichtweg mehr Personen an der Entscheidungsfindung beteiligt.

2. Die Anzahl der Bewerber

Auch die Anzahl der Bewerber wirkt sich natürlich maßgeblich auf die Länge des Entscheidungsprozesses aus. Haben sich nur wenige Kandidaten für eine Stelle beworben, geht das „Aussieben“ selbstverständlich schneller. Darf sich ein Unternehmen hingegen über eine wahre Bewerberflut freuen, wird das „Aussieben“ natürlich mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Gerade bei größeren Unternehmen sollte man sich daher von vornherein auf eine längere Wartezeit gefasst machen. Es ist keine Seltenheit, dass Zu- und Absagen erst nach mehreren Wochen verschickt werden. Laut einer Studie des Arbeitgeberbewertungsportals Glassdoor benötigt der Entscheidungsprozess hierzulande im Schnitt 28,8 Tage. Bewerber müssen also fast einen Monat auf die finale Zu- oder Absage warten. Und wer bringt schon so viel Geduld auf!? Es ist daher absolut in Ordnung, nach einer gewissen Zeit beim Unternehmen nachzuhaken. Nur sollte das Nachfassen eben nicht zu früh erfolgen!

Wie lange man warten sollte, bevor man sich über den Stand der Bewerbung informiert

Wie bereits erwähnt, hängt die Dauer des Entscheidungsprozesses maßgeblich von der Größe des Unternehmens und der Anzahl der Bewerbungen ab. Daher gilt: Je größer das Unternehmen, desto mehr Bewerber wird es vermutlich geben, und desto länger sollte man warten, bis man sich über den Stand der Bewerbung informiert. Bei kleineren Unternehmen, die es vermutlich mit einer überschaubaren Anzahl an Bewerbern zu tun haben, darf daher durchaus früher nachgehakt werden.

Grundsätzlich empfehlen Arbeitsmarkt-Experten jedoch mindestens zehn Tage mit dem ersten Nachhaken zu warten. Es sei denn, beim Bewerbungsgespräch wurde eine konkrete Frist (z.B. Ende der Woche) genannt, nach der mit einer Rückmeldung zu rechnen ist. Erfolgt nach dieser Frist keine Rückmeldung, ist es absolut legitim sich beim Unternehmen über den Stand der Bewerbung zu informieren. Allerdings sollte man dem Unternehmen auch dann noch einen „Puffer“ von zwei bis drei Tagen zugestehen und nicht direkt nach Ablauf der Frist nachhaken. Das wirkt entspannter und weniger penetrant.

Telefonisch nachfassen: Tipps und Formulierungen

Wer sich nach einer angemessenen Wartezeit dazu entschließt telefonisch beim Unternehmen nachzuhaken und sich nach dem Bewerbungsstand zu erkundigen, der sollte sich angemessen auf das Telefonat vorbereiten. Es ist ratsam sich genau zu überlegen, was man sagen möchte. Schließlich erfordert ein Nachhaken ein gewisses Fingerspitzengefühl. Des Weiteren sollte man immer auch auf mögliche Rückfragen vorbereitet sein und ggf. auch die Referenznummer aus der Stellenanzeige parat haben. Besonders bei großen Unternehmen, die viele Stellen ausschreiben, könnte die Referenznummer für eine Auskunft benötigt werden.

Idealerweise bekommt man die Person ans Telefon, mit der das Bewerbungsgespräch geführt wurde. Wichtig ist, immer freundlich und vorwurfsfrei zu bleiben und nicht zu forsch vorzugehen. Zunächst einmal sollte man daher fragen, ob der Anruf gelegen kommt oder wann es besser passt.

Auch im weiteren Verlauf des Gesprächs gilt: Höflichkeit siegt! Es empfiehlt sich daher, das eigene Anliegen mit einem Satz wie „Ich weiß, Sie haben viele andere Dinge zu erledigen“ einzuleiten. Wer zu forsch an die Sache herangeht, wird nämlich vermutlich auf taube Ohren stoßen. Man sollte daher am besten immer auch die Bereitschaft signalisieren auf eine Antwort zu warten, indem man z.B. höflich fragt, ob man am nächsten Tag noch einmal anrufen darf, falls der Anruf gerade ungelegen kommt. So übt man keinen Druck auf den Personaler aus und wirkt keinesfalls aufdringlich. Der richtige Tenor lautet daher: Man möchten nicht aufdringlich sein oder penetrant erscheinen, ein kurzes Feedback wäre jedoch hilfreich.

Per E-Mail nachfassen: Tipps und Formulierungen

Grundsätzlich gilt: Eine E-Mail zu schreiben sollte erst die zweite Wahl sein. Zum einen, da man dem Personaler dadurch ggf. zusätzliche Arbeit macht. Schließlich muss er eine Antwort-E-Mail verfassen. Und manche Personaler sind allein dadurch bereits genervt. Wenn man sich also für ein Nachhaken per E-Mail entscheidet, sollte man immer auch noch einmal die eigene Telefonnummer angeben, um dem Personaler alternativ zur Antwort-E-Mail eine telefonische Rückmeldung zu ermöglichen ohne dass er sich die Nummer selbst heraussuchen muss.

Abgesehen davon hat ein telefonisches Nachfassen auch den Vorteil, dass man direkt eine erste Antwort erhält – selbst wenn man auf den kommenden Tag vertröstet wird. Bei einer E-Mail hingegen muss man unter Umständen auch wieder einige Zeit auf eine Rückmeldung warten. Und manchmal erhält man sogar gar keine Antwort-Mail.

Bei einer E-Mail ist zudem größeres Fingerspitzengefühl gefragt als beim telefonischen Nachfassen. Wohingegen man am Telefon die Möglichkeit hat mit einem freundlichen und höflichen Tonfall den Personaler „um den Finger zu wickeln“ und direkt auf mögliche Missverständnisse zu reagieren, sollte bei einer E-Mail jede Formulierung sitzen. Und das ist gar nicht so einfach.

Auch beim Nachfassen per E-Mail gilt es natürlich, immer freundlich und vorwurfsfrei zu bleiben und nicht zu forsch vorzugehen. Man sollte Verständnis dafür signalisieren, dass der Auswahlprozess „viel Mühe und Zeit“ beansprucht. „Dennoch wollte ich mich erkundigen, wann ich etwa mit einer Rückmeldung rechnen kann“, wäre z.B. eine angemessene Formulierung. Zum Abschluss empfiehlt es sich zudem, das Interesse an dem Job noch einmal zu bekräftigen. Eine mögliche Variante wäre: „Da ich noch immer sehr an der Stelle in Ihrem Unternehmen interessiert bin, freue ich mich auf eine Rückmeldung“.

Welche Fehler man vermeiden sollte

Zuallererst sollte man es tunlichst unterlassen fast täglich beim Personaler nach einem Update zu fragen. Wer zu aufdringlich ist, lässt die Alarmglocken des Personalers schrillen. Denn welcher Personaler möchte schon eine Nervensäge einstellen? Ein zu hohes Maß an Penetranz kann also unter Umständen sogar einen eigentlich guten Eindruck im Vorstellungsgespräch komplett zunichtemachen.

Noch schlimmer als permanentes Nachhaken ist es, wenn man versucht den Personaler zu einer Entscheidung zu drängen. Man sollte es daher auf jeden Fall vermeiden Druck auf den Personaler auszuüben. Ein Bluff à la „Ich habe noch ein weiteres Angebot und brauche nun eine Entscheidung von Ihnen“ endet selten gut. Denn im Grunde signalisiert man dem Personaler damit, dass die Stelle eigentlich nur eine von vielen Optionen darstellt. Wer beim Bewerbungsgespräch noch glaubhaft versichern konnte, dass es sich bei der ausgeschriebenen Stelle um die absolute Wunschposition handelt, kann diesen guten Eindruck ganz schnell wieder zunichtemachen, wenn er nun noch weitere Angebote ins Spiel bringt.

Wie man sich bereits im Vorfeld auf ein Nachhaken vorbereiten kann

Der bereits erwähnten Glassdoor-Studie zufolge dauert es hierzulande im Schnitt 28,8 Tage bis Bewerber eine Zu- oder Absage erhalten. Wem das eindeutig zu lange ist, der kann das Nachhaken nach dem Bewerbungsgespräch bereits im Vorfeld vorbereiten.

Um für spätere Nachfragen direkt den richtigen Ansprechpartner zu erreichen, ist es ratsam sich z.B. bei der Einladung zum Vorstellungsgespräch die Namen der Ansprechpartner und deren Funktion im Unternehmen nennen zu lassen.

Zudem sollte man nach dem Bewerbungsgespräch um die Visitenkarte des Gesprächspartners bitten. Schließlich dürfte dieser letztlich maßgeblich an der Entscheidungsfindung beteiligt sein.

Es ist außerdem empfehlenswert am Ende des Gesprächs nachzufragen, wie es nun weitergeht. Bestenfalls nennt der Personaler eine Frist oder zumindest einen groben Zeitrahmen. Und dies erleichtert das Nachhaken nach Ablauf der Frist enorm.

Um einen positiven zweiten Eindruck zu machen, ist ein Dankschreiben zudem eine gute Option. Dadurch ruft man sich in das Gedächtnis des Personalers zurück und untermauert noch einmal das Interesse an einer Mitarbeit in diesem Unternehmen. Eine kleine Geste mit großer Wirkung. Da Bewerber in Deutschland bisher eher selten Gebrauch von einem Dankschreiben machen, stehen die Chancen nämlich gut, dass der Personaler auch dann noch weiß, mit wem er es zu tun hat, wenn telefonisch nachgehakt wird. Und das dürfte es dem Personaler durchaus ein wenig schwerer machen, einen so netten Menschen einfach ohne Rückmeldung zappeln zu lassen. Wie man ein solches Dankschreiben am besten formuliert, erfahrt ihr hier.

Tipps für die Wartezeit

Das Warten auf die Zu- oder Absage kann zermürbend sein. Um sich von einer längeren Wartezeit nicht entmutigen zu lassen, sollte man sich daher stets bewusst machen, dass die Mühlen eines Unternehmens eben oftmals langsam mahlen. Entscheidungen müssen besprochen, geprüft und abgesegnet werden – und dieser Prozess dauert einfach eine Weile.

Am besten nutzt man die Wartezeit für andere Bewerbungen. Womöglich gibt es ja noch einen vergleichbaren oder sogar besseren Job!? Es ist immer gut einen Plan B zu haben!

Und wie so oft im Leben, wenn man auf etwas wartet, hilft Ablenkung auch in diesem Fall am besten. Wer also merkt, dass seine Gedanken nur noch um den Job kreisen, der sollte definitiv ausgehen, Spaß haben und den Kopf frei bekommen. Wer zu viel grübelt, macht sich das Leben schließlich nur selbst schwer. Und abgesehen davon kommt es doch sowieso immer so, wie es kommen soll. Oder!? 😉

Fazit

Wer nun eine eindeutige Antwort auf die eingangs gestellte Frage erwartet, was denn nun stimmt, „Frechheit siegt“ oder „Weniger ist mehr“, dem sei gesagt, dass bei der Jobsuche weder das eine noch das andere zutrifft. Vielmehr kommt es bei der Jobsuche auf ein gesundes Mittelmaß an. Und da der Grat zwischen angemessenem Interesse und Aufdringlichkeit nun einmal schmal ist, ist hier besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Wichtig ist daher, dass man beim Nachhaken stets professionell bleibt und das Nachfassen gut vorbereitet. Wer das beherzigt, wird beim Personaler sicher nicht penetrant, sondern vielmehr interessiert und engagiert rüberkommen!

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