Welche Vor- und Nachteile hat ein Studium?

Während die meisten Schüler froh sind, wenn das Abitur geschafft und damit die Zeit des Schulbankdrückens hinter ihnen liegt, denken dennoch viele ans Studieren. Doch welche Vor- und Nachteile hat ein Studium? 

Studieren: Eine Entscheidung fürs Leben

Obwohl ein bestandenes Abitur sozusagen die Türen der Universitäten öffnet, entscheiden sich längst nicht alle Abiturienten für ein Studium. Laut einer Studie starten gerade einmal rund 54,7 Prozent der Schulabgänger in eine akademische Laufbahn. Kein Wunder: Ist es doch eine Entscheidung fürs Leben.

Auch wenn man sich jederzeit zu einem späteren Zeitpunkt im Leben für einen Studiengang entscheiden kann – die wenigsten tun es, sobald sie einmal nach einer herkömmlichen Ausbildung im Berufsleben angekommen sind.

Ein Studium hält Vor- und Nachteile bereit

Wer sich für ein Studium entscheidet, sollte dies natürlich wohlüberlegt tun. Denn diese Ausbildungsform ist keineswegs nur eine tolle Zeit nach der Schule, die von aufregenden Partys oder faszinierenden Studienreisen geprägt ist. Studieren ist durchaus eine Herausforderung, bei der das Lernen im Mittelpunkt steht. Das bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich.

Die Vorteile

  • bessere Aufstiegschancen und Karriereoptionen, denn das im Studium erworbene Fachwissen ermöglicht unter anderem sofort den Einstieg in leitende Positionen
  • bessere Verdienstaussichten, da viele Berufsgruppen, die ein Studium voraussetzen, höher dotierte Stellen sind
  • geringere Arbeitslosenquote durch die bessere Qualifikation (2021 lag die Quote bei 2,4 Prozent)
  • größere Freiheiten bei den Lerninhalten und Spezialisierungen entsprechend der eigenen Interessen und Fähigkeiten
  • bessere Aneignung und Weiterentwicklung der eigenen Soft Skills
  • breitere und bessere Qualifikation, die schlussendlich zu mehr Flexibilität im Berufsleben befähigen
  • viele Förderungen und Vergünstigungen
  • schnellere Entwicklung der eigenen Selbstständigkeit
  • lohnende Investition in die eigene Bildung und Qualifizierung
  • bessere Berufsaussichten, da die erworbenen Qualifikationen ein breites Spektrum der Arbeitswelt abdecken
  • der Bedarf an hochqualifizierten Akademikerinnen auf dem Arbeitsmarkt wächst stetig weiter, auch in den kommenden Jahren
  • viele Erfahrungen durch zahlreiche Praktika

Neben den mit Zahlen belegbaren Vorteilen sind es vor allem die während der Studienzeit erworbenen Soft Skills, von denen Hochschulabsolventen ein Leben lang profitieren. Denn Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Zeitmanagement, Kommunikationsfähigkeit, Methodenkompetenz und Selbstdisziplin sind es, die gefragt sind.

Die Nachteile

  • späterer Einstieg in den Beruf, da die Dauer bis zum Hochschulabschluss deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt
  • schwieriger Einstieg in den Beruf, da oftmals die praktischen Erfahrungen fehlen
  • hohe Kosten durch Studiengebühren, Lehrmittel usw.
  • niedriges Budget für die Studienzeit
  • höhere Anforderungen an die eigenen Eigenschaften und Selbstständigkeit
  • unter Umständen große Herausforderungen bei der individuellen Familienplanung
  • erfordert höhere Ansprüche an die eigenen Einstellungen zum Lernen und die Selbstorganisation
  • hohes Lernpensum der meist sehr komprimierten Lerninhalte
  • bei einem Studium an der Hochschule häufig fehlender Praxisbezug

Eine Kostenfrage

Im Grunde überwiegen die Vorteile. Dennoch sollte man vor dem Einschreiben an der Uni überdenken, wie man die möglichen Nachteile eventuell abfedern oder gar vermeiden kann. Gerade für junge Eltern kann ein Studium zur mentalen und finanziellen Doppelbelastung werden. Denn hat sich erst einmal Nachwuchs eingestellt, kann das Lernpensum schnell überfordern und die ohnehin eng beschnittenen Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben.

Eine Tagesmutter kann beispielsweise eine ebenso wertvolle wie sinnvolle Alternative sein, wenn beide Eltern studieren und Oma und Opa weiter entfernt leben. Sehr hilfreich kann zudem auch ein sogenanntes Hybrid-Studium sein. Hierbei kann ein Teil der Vorlesungen online absolviert werden, sodass sich die Betreuungsfrage der Kinder leichter klären lässt.

In der Regel summieren sich die Kosten für ein Studium recht schnell. Neben den Lebenshaltungskosten, die man mit einem Studentenjob vielleicht abfedern kann, sind es vor allem die Studiengebühren sowie die anfallenden Kosten für Lehrmittel, die schnell die finanziellen Möglichkeiten überschreiten. Hierfür kann jedoch BAfög beantragt werden, um diese Kosten während des Studiums nicht allein tragen zu müssen.

Richtig orientieren erleichtert die Entscheidung

Es ist gut und wichtig, sich vor dem Studium zu überlegen, welches berufliche Ziel man im Leben anstrebt. Natürlich besteht während des Studiums die Möglichkeit, jederzeit die Fachrichtung zu wechseln. Doch viele Schulabgänger scheuen oftmals vor der Masse an theoretischer Wissensvermittlung zurück. Es ist also sinnvoll, sich vorab mit der Frage auseinanderzusetzen: Studium, oder nicht? Hier kann ein Schnupperstudium für die eigene Entscheidungsfindung sehr hilfreich sein.

Bei der entscheidenden Frage, ob man studieren oder doch lieber andere Bildungswege wählt, kommt es jedoch keineswegs nur auf die Fachrichtung an. Klar ist: Der Weg zum angestrebten Doktortitel führt hierzulande immer über eine der zahlreichen Unis, die ein sogenanntes Promotionsrecht haben. Den dafür erforderlichen Studienabschluss können die Studierenden allerdings auch an einer Fachhochschule machen. Doch beileibe nicht jeder hat dieses Ziel. Dafür gibt es unterschiedliche Studienformen, die in die eigene Entscheidungsfindung einfließen sollten.

Mitunter hängt es neben den eigenen Interessen und Berufswünschen auch davon ab, welche Voraussetzungen die Unternehmen an ihre Bewerber stellen. Während man für Stelle im Bereich Materialwirtschaft sowohl einen speziellen Studiengang absolvieren kann, aber nicht muss, braucht es für eine leitende Funktion mit Schwerpunkt BWL ein Studium. Studiert man jedoch Materialwirtschaft, steht BWL automatisch mit auf dem Stundenplan.

Welche Studienformen gibt es?

Bei der Frage, ob man studieren sollte oder nicht, gilt: Je stärker im späteren Berufsleben praxisorientiert gearbeitet wird, desto angepasster muss die Studienform und damit die Wahl der geeigneten Hochschule sein. Aber auch die eigene Lebenssituation sowie das Studienfach können eine Rolle spielen. Daher ist es gut, wenn man sich umfassend über die jeweilige Studienform informiert.

Vollzeitstudium – Seminare, Vorlesungen und Veranstaltungen werden vor Ort wahrgenommen.

Teilzeitstudium – ebenso wie das berufsbegleitende Studium vor allem für all jene geeignet, die neben dem Beruf studieren oder aber kleine Kinder betreuen. Gern auch als Hybrid-Modell bezeichnet.

Fernstudium – Fernstudierende eignen sich den Lehrstoff mit speziell zusammengestellten Lehrmaterial zu Hause an. Dieses Internetstudium bietet viel Freiraum, erfordert aber jede Menge Selbstdisziplin.

berufsbegleitendes Studium – geeignet für all jene Studis, die weiterhin ihrer beruflichen Beschäftigung nachgehen, um sich beispielsweise weiterzubilden und einen höher qualifizierten Abschluss zu erreichen.

Bachelor Studium – 3-jähriges Grundstudium, welches sich für jene eignet, die einen berufsqualifizierenden Hochschulabschluss oder darauf aufbauend ein Masterstudium anstreben.

Duales Studium – ein Azubi kann die betriebliche Berufsausbildung mit dem Bachelor verbinden, genießt aber die Vorteile der gezielten Praxisorientierung. Ideal und gern genutzt für Berufe im Handwerk

Abendstudium – erfolgt an 1 bis 2 Abenden pro Woche sowie zum Teil an den Wochenenden. Ist eine spezielle Form des berufsbegleitenden Studiums und kann auch als Fernstudium über das Internet absolviert werden.

Studienorte

Studium ist nicht gleich Studium. Während beispielsweise Studiengänge für Ingenieurberufe, Werkstofftechnik und ähnlich praxisbezogene Abschlüsse oftmals auch an einer Berufsakademie absolviert werden, studieren angehende Akademikerinnen mit vornehmlich wissenschaftlichen Lerninhalten an Hochschulen und Universitäten.

Studierwillige sollten sich im Vorfeld darüber informieren, welche Studiengänge an den jeweiligen Fachhochschulen, Hochschulen und Berufsakademien in den unterschiedlichen Städten angeboten werden. In der Regel gibt es auch viele Veranstaltungen, um sich vor Studienbeginn eingehend über die dazugehörigen Stundenpläne beziehungsweise den Studienplan zu informieren.

Übrigens: Wer eine Privathochschule in Betracht zieht, profitiert in der Regel von einer besseren Überschaubarkeit, weniger Anonymität und einem fast schon familiären Studentenleben. Allerdings zeigt die Praxis, dass die kleineren Hochschulen oftmals weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben.

Fazit

Sich bewusst für eine akademische Laufbahn zu entscheiden, ist keineswegs ein Fehler. Denn ein Studium bringt trotz aller Nachteile zahlreiche Vorteile, die sich auch lange nach der Studienzeit auszahlen. Die während dieser Zeit gewonnenen Erfahrungen, Fertigkeiten, Fähigkeiten sind einerseits in finanzieller Hinsicht Gold wert. Auf der anderen Seite unbezahlbar, denn auch an der Uni lernt man mehr als nur trockene Theorie.

Bild © Gorodenkoff, Adobe Stock

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