Studium abbrechen: Das solltest du unbedingt beachten!

Du hast keine Lust mehr auf dein Studium? Am liebsten möchtest du alles hinschmeißen? Nun, falls du wirklich einen Abbruch in Erwägung ziehst, gibt es einiges zu bedenken! Eine Exmatrikulation sollte immer wohl überlegt und gut durchdacht sein. Wie du elegant den Absprung schaffst ohne dir für deinen weiteren Werdegang Steine in den Weg zu legen, erfährst du in diesem Artikel. Wir zeigen dir, was du bei einem Abbruch unbedingt beachten solltest!

Das Wichtigste in Kürze

  • Die häufigsten Gründe für einen Studienabbruch sind: Leistungs- oder Motivationsprobleme, schlechte Studienbedingungen, familiäre oder finanzielle Schwierigkeiten, Prüfungsversagen, berufliche Neuorientierung
  • Vor einem Studienabbruch sollte man die eigene Situation nüchtern reflektieren und analysieren, ob es sich womöglich nur um einen punktuellen, vorübergehenden Frust handelt
  • Die Frage, ob man eine berufliche Perspektive auf der Grundlage des aktuellen Studiengangs sieht, kann bei der Entscheidung „Pro/Contra Studienabbruch“ helfen
  • Im Falle eins Studienabbruchs sollte man sich unbedingt ordentlich beim Studierendensekretariat exmatrikulieren
  • Das Bundesbildungsministerium fördert verschiedene Projekte, die Studienabbrechern einen sanften Einstieg in eine Ausbildung ermöglichen sollen

Die häufigsten Gründe für einen Studienabbruch

Laut einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegebenen Studie führen vor allem Leistungs- oder Motivationsprobleme, schlechte Studienbedingungen, familiäre oder finanzielle Schwierigkeiten sowie Prüfungsversagen oder schlichtweg eine berufliche Neuorientierung zum Studienabbruch. Die Ursachen für einen Abbruch sind also zum einen in den persönlichen Voraussetzungen und den (wechselnden) Neigungen eines Studenten, zum anderen aber auch in finanziellen Engpässen und den privaten Umständen begründet.

Des Weiteren führt der bei vielen Studiengängen mangelnde Praxisbezug immer wieder dazu, dass Studenten einen Abbruch in Erwägung ziehen. Oftmals entspricht der gewählte Studiengang also einfach nicht den Vorstellungen.

Ein Studienabbruch ist daher für viele ein Ausweg aus dieser verfahrenen Situation. Bevor man das Studium endgültig abbricht, sollte man sich jedoch ganz sicher sein, dass dies auch tatsächlich die richtige Entscheidung ist. Die Exmatrikulation sollte stets wohl überlegt sein.

Weshalb es wichtig ist, die eigenen Gründe zu hinterfragen

Bevor man sich endgültig für einen Studienabbruch entscheidet, sollte man das Studium und vor allem auch sich selbst unbedingt einmal kritisch hinterfragen. Selbstreflexion ist unerlässlich, um sich über die (wahren) Gründe für den Studienabbruch-Gedanken klar zu werden.

Wer mit einem Studienabbruch liebäugelt, sollte sich daher immer die Frage stellen, ob es sich derzeit womöglich nur um einen punktuellen Frust handelt, da man zum Beispiel gerade mit bevorstehenden Klausuren oder Prüfungen zu kämpfen hat oder man sich einfach in einem besonders stressigen Semester befindet. Es gilt also zu klären, ob der Frust eventuell nur vorübergehend ist oder ob es sich bereits um einen dauerhaften Zustand der Unzufriedenheit handelt und die einstige Begeisterung für das Studium tatsächlich gänzlich verloren gegangen ist.

Eine zentrale Frage, die man sich stellen sollte, ist daher, ob man sich außerhalb der Vorlesungen überhaupt noch für das Studienthema interessiert. Des Weiteren sollte man sich fragen, ob man sich überhaupt eine berufliche Perspektive auf der Grundlage des aktuellen Studiengangs vorstellen kann. Wer diese Fragen ehrlich für sich selbst beantwortet, dem wird die Entscheidung sicherlich leichter fallen.

Eine ehrliche Selbstreflexion hilft bei der Entscheidungsfindung

Ehe man endgültig einen Studienabbruch in die Wege leitet, sollte man die eigene Situation also immer möglichst nüchtern reflektieren und analysieren. Und vor allem sollte man vollkommen ehrlich zu sich selbst sein. Nur so kann man Schnellschüsse vermeiden. Abgesehen davon: Nur wer wirklich offen zu sich selbst ist und einen Studienabbruch sorgfältig abwägt, ist in der Lage einem potenziellen neuen Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch den Studienabbruch plausibel zu erklären. Erfahrene Personaler merken, ob man mit dem Abbruch offen, selbstreflektiert und selbstbewusst umgeht und die Entscheidung somit gründlich abgewogen hat. Wer den Studienabbruch authentisch darstellen kann, weil er sich vor dem Abbruch gründlich mit dem Für und Wider auseinandergesetzt hat, braucht das Bewerbungsgespräch nicht zu fürchten.

Wer nach ehrlicher Selbstreflexion zu dem Schluss kommt, dass der Gedanke an einen Studienabbruch nicht dem Studienfach selbst, sondern womöglich dem großen Druck geschuldet ist, dem er im Studium ausgesetzt ist, der hat an vielen Universitäten die Möglichkeit eine psychologische Begleitung in Anspruch zu nehmen. An vielen Universitäten gibt es Studienberater, die vertrauliche und kostenlose Beratungen anbieten.

Studienfachwechsel oder Studienplatztausch als Alternative

Als Alternative zu einem endgültigen Abbruch des Studiums sollte immer auch ein Studienfachwechsel oder ein Studienplatztausch in Erwägung gezogen werden.

Studienfachwechsel

Wer grundsätzlich gerne studiert, allerdings merkt, dass der eigentliche Studiengang ihm inhaltlich nicht mehr zusagt, der hat im Rahmen der Studienberatung die Möglichkeit sich über ein alternatives Studienfach informieren zu lassen. Womöglich ist in diesem Fall nämlich gar kein Abbruch notwendig, um den Spaß am Studium wiederzuerlangen. Ein Studienfachwechsel kann also eine gute Alternative zum Studienabbruch darstellen. Erfolgt der Wechsel in ein verwandtes Studienfach, kann man sich die bisherigen Leistungen bestenfalls sogar anrechnen lassen. Die zuvor absolvierten Semester waren also nicht „umsonst“.

Studienplatztausch

Wer hingegen mit dem Studienfach inhaltlich zufrieden ist, jedoch mit den schlechten Studienbedingungen an seiner Uni hadert und daher mit einem Studienabbruch liebäugelt, der sollte alternativ zum Abbruch einen Studienplatztausch in Erwägung ziehen. Mit Hilfe einer Studienplatztauschbörse wie z.B. Studienplatztausch.de oder Studis Online kann man in diesem Fall versuchen einen Tauschpartner zu finden, der sich im gleichen Semester und auf dem gleichen Leistungsstand befindet. Sind diese Voraussetzungen erfüllt und durch einen Einstufungsbescheid belegt, ist ein Studienplatztausch grundsätzlich möglich. Werden an beiden Universitäten ähnliche Leistungsnachweise verlangt, können bereits erbrachte Leistungen auch in diesem Fall angerechnet werden.

Was man beim Studienabbruch beachten sollte

Wer sich endgültig für einen Studienabbruch entscheidet, sollte sich unbedingt ordentlich beim Studierendensekretariat exmatrikulieren. Es ist nicht empfehlenswert einfach nur den Semesterbeitrag nicht zu bezahlen und die Exmatrikulation somit zu provozieren.

Weshalb es wichtig ist, sich ordentlich zu exmatrikulieren? Nun, nur so erhält man einen Nachweis über die Dauer und eventuelle Leistungen des Studiums. Und diese Nachweise sind für die Rentenversicherung von Bedeutung. Die Exmatrikulationsbescheinigung sollte daher im Original möglichst immer aufbewahrt werden. Auch, weil sie im weiteren Verlauf noch von anderen Ämtern benötigt werden könnte, wie beispielsweise der Familienkasse, dem Arbeitsamt, der Krankenkasse oder – im Falle eines Hochschulwechsels – von der neuen Hochschule.

Abgesehen davon ist eine Exmatrikulation kein Hexenwerk. Um sich zu exmatrikulieren muss man in der Regel lediglich ein Formular ausfüllen und beim zuständigen Studierendensekretariat abgeben. So viel Zeit sollte nun wirklich jeder aufbringen können.

Wer BAföG bezieht, muss zudem auch das BAFöG-Amt umgehend über den Studienabbruch informieren. Aber keine Sorge. Die BAFöG-Schulden müssen nicht früher als ursprünglich vorgesehen beglichen werden.

Wichtig:

Die Exmatrikulation wirkt sich auf den Krankenversichertenstatus aus. Ein Anruf bei der Krankenkasse ist daher ratsam, um zu besprechen, wie man in Zukunft versichert ist.

Nach dem Studienabbruch: Ausbildung statt Studium

Bevor man einen Studienabbruch endgültig in die Wege leitet, sollte man sich immer auch bereits Gedanken über einen Plan B machen. Eine duale Ausbildung, bei der man sich unter Umständen Leistungen aus dem Studium anrechnen lassen und die Ausbildungszeit damit verkürzen kann, wäre beispielsweise eine gute Alternative zum ungeliebten Studium.

Wer im Studium bereits weit fortgeschritten ist, kann eventuell statt einer Ausbildung sogar gleich einen Abschluss erwerben, der dem Meister entspricht. Das Bundesbildungsministerium fördert diesbezüglich verschiedene Projekte, die Studienabbrechern einen sanften Einstieg in eine Ausbildung ermöglichen sollen.

Drei dieser Programme möchten wir euch im Folgenden gerne vorstellen:

1. Your turn

„Your turn“ ist ein Programm der IHK Berlin, das Studienabbrechern die Chance bietet eine Ausbildung in den Bereichen IT, Großhandel und Immobilienwirtschaft zu machen. Die Ausbildungsdauer wird im Rahmen des Programms von 36 auf 18 Monate verkürzt.

Mögliche Ausbildungsberufe sind unter anderem:

  • Fachinformatiker/in für Systemintegration
  • Fachinformatiker/in für Anwendungsentwicklung
  • Immobilienkaufmann/-frau
  • Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel

Um an dem Programm teilzunehmen, sollte man mindestens zwei Semester studiert und Studienleistungen von mindestens 20 Credit Points erbracht haben sowie aus einem branchenbezogenen Fach kommen.

Weitere Informationen findest du auf der Webseite der IHK.

2. Switch 2.0

„Switch 2.0“ ist ein regionales Programm für Studienabbrecher in Aachen. Im Rahmen des „Switch 2.0“-Programms erhält man die Möglichkeit, eine Ausbildung mit verkürzter Ausbildungsdauer zu machen (nur 18 oder 24 statt 36 Monate).

Mögliche Ausbildungsberufe sind unter anderem:

  • Fachinformatiker/in für Anwendungsentwicklung
  • Fachinformatiker/in für Systemintegration
  • Industriekaufman/-frau
  • Mechatroniker/in
  • Bauzeichner/in
  • Mediengestalter/in

Um an dem Programm teilzunehmen, sollten man einige Semester studiert haben. Vorkenntnisse sind zudem von Vorteil.

Weitere Informationen sowie die Bewerbungsmodalitäten findest du hier.

3. Meister statt Master

Im Rahmen des Programms „Meister statt Master“ bietet die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe Studienabbrechern die Möglichkeit, einen Handwerksberuf zu erlernen. Die Ausbildung ist von vornherein auf den Erwerb des Meisterbriefs ausgelegt.

Mögliche Ausbildungsberufe sind unter anderem:

  • Anlagenmechaniker/in
  • Kfz-Mechatroniker/in
  • Zahntechniker/in
  • Geprüfte/r Betriebswirt/in

Weitere Informationen sowie einen Ansprechpartner findest du auf der Webseite der Kreishandwerkerschaft.

UPDATE: Das Pilotprojekt „Meister statt Master“, das im Rahmen der Initiative zur Fachkräftesicherung in NRW entwickelt und durch die Europäische Union, Europäische Sozialfonds sowie das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wurde, ist inzwischen beendet. Ein ähnliches Programm bietet aktuell jedoch beispielsweise die Handwerkskammer Unterfranken mit ihrem „Karriereprogramm Handwerk – Vom Campus in den Chefsessel“.

Viele weitere Möglichkeiten, wie es nach einem Studienabbruch weitergehen kann, halten darüber hinaus auch die Webseiten Jobstarter.de, Studienabbrecher.com und Studienabbruch-und-dann.de parat.

Fazit

Ein Studienabbruch sollte stets wohl überlegt sein, um Schnellschüsse zu vermeiden, die aus einer womöglich lediglich punktuellen Frustration resultieren. Wer sich jedoch sicher ist, dass ein Studienabbruch unumgänglich ist, der sollte sich vor Augen führen, dass ein Studienabbruch kein Versagen ist. Im Gegenteil. Es ist mutig, einen Schlussstrich zu ziehen und eine neue Richtung einzuschlagen. Daher sollte man auch nicht mit sich hadern, sondern den Studienabbruch vielmehr als Chance betrachten, doch noch den Traumberuf zu finden.

Wer das Gefühl des Versagens einfach nicht loswird, der sollte sich vor Augen führen, dass er keineswegs allein ist. Mehr als jeder vierte Bachelorstudent (29 %) schmeißt sein Studium hin. Ein halbes Jahr nach Verlassen der Hochschule haben der eingangs erwähnten Studie des Bundesministerium für Bildung und Forschung zufolge jedoch bereits 43 % der Studienabbrecher eine Berufsausbildung aufgenommen und 31 % sind erwerbstätig.

Dass auch aus einem Studienabbrecher etwas werden kann, belegen zudem zahlreiche Beispiele Prominenter, die trotz des Abbruchs Karriere machten. Bill Gates, Günther Jauch, Steve Jobs und Co. hat der Studienabbruch schließlich ganz sicher nicht geschadet. Also keine Sorge, es gibt ein Leben nach dem Studienabbruch 😉

Jetzt seid ihr dran! Habt ihr auch einen Studienabbruch hinter euch und habt gerade dadurch euer berufliches Glück gefunden? Oder war der Studienabbruch der Fehler eures Lebens? Wir freuen uns über eure Erfahrungen und Kommentare!

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