Studienplatztausch: So funktioniert es wirklich

Leider hat nicht jeder das Glück, an seiner Wunschuniversität angenommen zu werden. Wer keine Lust auf unzählige Wartesemester hat, muss daher wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und das Studium an einer anderen Uni aufnehmen. Es sei denn er findet jemanden, dem es genauso geht – und der bereit ist die Studienplätze zu tauschen. Welche Voraussetzungen für einen solchen Studienplatztausch erfüllt sein müssen und wie ein solcher Studienplatztausch abläuft, darüber möchten wir euch im Folgenden gerne aufklären. Damit es doch noch klappt mit der Wunsch-Uni! 🙂

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Studienplatztausch ist möglich, wenn beide Tauschpartner das gleiche Fach studieren und sich im gleichen Fachsemester sowie auf dem gleichen Leistungsstand befinden
  • Studienplatztauschbörsen helfen bei der Suche nach einem Tauschpartner
  • Wer keinen direkten Tauschpartner findet, hat die Möglichkeit an einem Ringtausch teilzunehmen
  • Scheitert der Studienplatztausch, hat man drei Optionen, um doch noch an die Wunsch-Uni zu gelangen: 1. Wartesemester, 2. Quereinstieg, 3. Rechtliche Schritte

Was ist ein Studienplatztausch?

Wohl jeder angehende Student hat eine Wunschuniversität. Sei es, weil diese Universität nahe der Heimatstadt liegt, weil diese Universität einen hervorragenden Ruf hat oder weil dort auch die besten Freunde ihr Studium antreten werden. Klar, dass die Enttäuschung groß ist, wenn die Zulassung für diese Uni ausbleibt. Ein Studienplatzangebot an einer anderen Uni ist da meist nur ein schwacher Trost. Dennoch ist in diesem Fall noch nicht aller Tage Abend. Es besteht immer noch die Chance, letztlich doch noch einen Platz an der Wunschuniversität zu ergattern. Wer den „Kampf“ um den Studienplatz an der Wunschuniversität nicht so schnell aufgeben möchte, dem bietet sich nämlich die Möglichkeit eines Studienplatztausches.

Aber was genau ist ein Studienplatztausch eigentlich?

Sind zwei Studenten unzufrieden mit ihrem jeweiligen Studienort, können sie ihre Plätze miteinander tauschen. So weit, so gut und in der Theorie ja auch alles ganz schön. Allerdings impliziert das Wort „Tausch“ nun mal, dass man jemanden finden muss, der eine Studienzulassung genau an der gewünschten Universität und zwar exakt im angestrebten Studienfach erhalten hat, aber lieber an einer anderen Uni studieren möchte – und zwar an der Uni, für die man selbst eine Zulassung besitzt. Und zugegeben, auf den ersten Blick mutet die Möglichkeit des Studienplatztausches daher wie die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen an. Dennoch gibt es zahlreiche Beispiele die belegen, dass die „Nadel“ keineswegs unauffindbar ist. Viele Studenten haben es durch einen Studienplatztausch letztlich doch an ihre Wunsch-Uni geschafft.

In erster Linie kommen Studienplatztausche bei bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengängen vor, die von der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) vergeben werden. Da die Kapazitäten der Universitäten jedes Semester aufs Neue berechnet werden und die Bewerberzahlen die Kapazitäten oftmals sprengen, kann die Wunschuniversität bei der Vergabe der Studienplätze über die SfH leider nicht bei jedem Studenten berücksichtigt werden. Wie gut also, dass es die Möglichkeit eines Studienplatztausches gibt.

Welche Voraussetzungen müssen für einen Studienplatztausch erfüllt sein?

Ein Studienplatztausch ist sowohl vor Studienbeginn möglich als auch in höheren Semestern. Die Grundvoraussetzungen sind in beiden Fällen gleich.

Zunächst einmal muss man im entsprechenden Studiengang eingeschrieben sein. Nur dann kann ein Studienplatztausch vollzogen werde. Des Weiteren ist ein Studienplatztausch nur dann möglich, wenn der potenzielle Tauschpartner das gleiche Fach studiert, sich im gleichen Semester und auf dem gleichen Leistungsstand befindet. Um dies zu belegen, ist ein Einstufungsbescheid nötig. Werden an beiden Universitäten ähnliche Leistungsnachweise verlangt, können bereits erbrachte Leistungen angerechnet werden. Die Einstufungen und Anerkennungen der Studienleistungen nehmen in der Regel die Sekretariate und Dekanate vor.

Wichtig ist selbstverständlich auch, dass man sich an die entsprechenden Fristen hält und alle Unterlagen rechtzeitig einreicht.

Achtung:

Da es sich beim Studienplatztausch um einen Service der jeweiligen Hochschulen handelt, können unterschiedliche Fristen und Voraussetzungen für einen Studienplatztausch gelten. Es ist daher ratsam, sich vor der Suche nach einem Tauschpartner an das Studierendensekretariat zu wenden und die jeweils geltenden Fristen und Voraussetzungen zu erfragen.

Studienplatztausch vor Studienbeginn

Die schlechte Nachricht vorweg: Manche Universitäten schließen einen Studienplatztausch zum ersten Semester aus. Weshalb? Nun, leider gab es in der Vergangenheit immer wieder Fälle, in denen Abiturienten mit sehr guten Noten sich für ein zulassungsbeschränktes Fach einschrieben, um anschließend den heißbegehrten Studienplatz meistbietend zu versteigern. Um solchen Machenschaften einen Riegel vorzuschieben, ist ein Studienplatztausch vor Studienbeginn bei einigen Universitäten nicht mehr möglich.

Ob die jeweilige Wunschuniversität zu diesen Universitäten zählt, kann meist der Homepage entnommen werden. Falls nicht, geben an den Hochschulen in der Regel die Sekretariate und Dekanate Auskunft darüber.

Ist ein Studienplatztausch vor Studienbeginn möglich und sind die bereits oben erwähnten Grundvoraussetzungen erfüllt, gestaltet sich ein Studienplatztausch in diesem Fall normalerweise unproblematisch, da keine Leistungsnachweise anerkannt werden müssen.

Studienplatztausch in höheren Semestern

Möchte man in einem höheren Semester die Uni wechseln, ist oftmals gar kein Tauschpartner vonnöten – außer natürlich bei sehr begehrten Studiengängen wie z.B. Medizin. Meist geben ohnehin genügend Studenten im Laufe der ersten Semester ihr Studium auf, weswegen der Andrang nicht mehr so groß ist. Bevor man einen Studienplatztausch in die Wege leitet, lohnt es sich also bei den Hochschulen nachzufragen, ob es im gewünschten Studiengang zum betreffenden Semester freie Plätze gibt. Gegebenenfalls kann man sich somit die Suche nach einem Studienplatztauschpartner sparen.

Sollte auch im angestrebten höheren Semester kein Studienplatz verfügbar sein, kann jedoch auch hier die Möglichkeit eines Studienplatztausches in Anspruch genommen werden. Um die Grundvoraussetzungen hierfür zu erfüllen, um also zu belegen, dass man sich im gleichen Semester und auf dem gleichen Leistungsstand wie der Tauschpartner befindet, ist beim Studienplatztausch in ein höheres Semester ein Einstufungsbescheid nötig.

Werden an beiden Universitäten ähnliche Leistungsnachweise verlangt, können bereits erbrachte Leistungen angerechnet werden. Es empfiehlt sich also, die Semesterverlaufspläne des Faches an beiden Universitäten zu vergleichen. Anhand sogenannter Äquivalenztabellen der Universitäten lässt sich feststellen, welche der bisher erbrachten Prüfungsleistungen in Art, Umfang und Inhalt vergleichbar sind und somit vermutlich anerkannt werden.

Wichtig: Wenn einer der Tauschwilligen seinen Prüfungsanspruch durch das endgültige Nichtbestehen einer Prüfung verloren hat, ist leider kein Studienplatztausch möglich.

Ringtausch als Alternative

Wer keinen direkten Tauschpartner findet, der hat noch eine weitere Chance. Alternativ sind sogenannte Ringtausche möglich. Ein Ringtausch beruht darauf, dass mehrere Personen (mindestens 3) ihren Studienplatz tauschen.

Beispiel:

  • Lisa aus Berlin möchte in Hamburg studieren.
  • Michael aus Hamburg möchte in Mainz studieren.
  • Isabel aus Mainz möchte in Berlin studieren.

Der Ringtausch läuft dann folgendermaßen:

  • Lisa geht nach Hamburg
  • Michael geht nach Mainz
  • Isabel bekommt Lisas Platz in Berlin.

In diesem Fall können die Beteiligten also zwar nicht direkt ihren Studienplatz tauschen, durch den Ringtausch gelangt letztlich aber doch jeder an seine Wunschuniversität. Auch hier sind jedoch die bereits genannten Grundvoraussetzungen für einen Studienplatztausch zu erfüllen. Alle Beteiligten müssen im gleichen Studiengang und im gleichen Fachsemester eingeschrieben sein sowie vergleichbare Scheine etc. aufweisen.

Wichtig ist selbstverständlich auch hier wieder, dass die entsprechenden Fristen eingehalten und alle Unterlagen rechtzeitig eingereicht werden.

Achtung:

Wer BAföG erhält und einen Studienplatztausch in Erwägung zieht, sollte unbedingt rechtzeitig mit dem BAföG-Amt klären, ob der Anspruch auch im Falle eines Wechsels der Universität bestehen bleibt. Oftmals ist ein Wechsel nämlich nur bis vor dem Beginn des vierten Fachsemesters unproblematisch. Bedacht werden sollte zudem, dass bereits absolvierte Semester bei der Berechnung der Förderungshöchstdauer berücksichtigt werden. Sollten durch einen Wechsel Semester verloren gehen, drohen also unter Umständen finanzielle Nachteile.

Wie findet man einen Tauschwilligen?

Am einfachsten kann ein Studienplatztausch über eine Studienplatztauschbörse in Angriff genommen werden. Dort kann man seinen Studienplatz zum Tausch anbieten und meist bis zu drei Wunschuniversitäten angeben. Interessierte Tauschwillige können sich dann in der Regel über ein Kontaktformular melden.

Um die Chancen auf einen passenden Tauschpartner zu erhöhen, können die Tauschangebote bei vielen Börsen auch bei Twitter, Facebook und Co. geteilt werden. Es empfiehlt sich diese Möglichkeit auch zu nutzen. Je mehr Menschen das Angebot sehen, desto besser!

Die bekanntesten Studienplatztauschbörsen sind Studienplatztausch.de, Studis Online und Studi-Info .

Und wenn es doch nicht klappt…

Sollte ein Studienplatztausch leider scheitern, bleiben im Grunde drei Möglichkeiten:

  1. Ein (oder mehrere) Wartesemester
  2. Der Quereinstieg
  3. Rechtliche Schritte

1. Wartesemester

Als Wartesemester wird die Zeit bezeichnet, die zwischen dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung und dem Beginn des Studiums vergeht. In diesem Zeitraum darf man also NICHT an einer Hochschule immatrikuliert sein – auch nicht in einem anderen Studiengang.

Die Wartezeit wird hierbei nach Halbjahren berechnet, die seit dem Abitur bis zum Beginn des Semesters, für das die Bewerbung erfolgt, verstrichen sind.

Wartesemester werden bei der Vergabe der Studienplätze automatisch anerkannt und berücksichtigt. Je mehr Wartesemester man bereits gesammelt hat, desto wahrscheinlicher wird der Wunsch-Studienplatz.

Wer also unbedingt einen Studienplatz an der Wunsch-Uni ergattern möchte, braucht in erster Linie Geduld…mitunter sogar sehr viel Geduld. Je nach Beliebtheit des Faches und der Hochschule können mehrere Jahre des Wartens notwendig werden. Ob sich das Warten lohnt und wie man die Zwischenzeit überbrückt, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Wer das Warten in Kauf nimmt, um sich den Traum vom Studium an der Wunsch-Uni zu erfüllen, der sollte am besten die Wartezeit damit überbrücken, etwas zu machen, das einen Bezug zum späteren Studium hat. Eine Ausbildung zum Rettungsassistenten beispielsweise für ein Medizinstudium o.Ä. kann bei der Studienplatzvergabe unter Umständen sogar gesondert berücksichtigt werden, wodurch sich die Chance auf einen Studienplatz erhöht. Es lohnt sich also, an der jeweiligen Universität nachzufragen, ob für den gewünschten Studiengang solche gesonderten Zulassungskriterien bestehen.

2. Quereinstieg

Wer unbedingt an der Wunsch-Uni studieren möchte, hat die Möglichkeit sich in einem zulassungsfreien Studiengang einzuschreiben, idealerweise natürlich in einem verwandten Fach. Wer also eigentlich gerne Biochemie studiert hätte, jedoch am NC gescheitert ist, kann sich z.B. im zulassungsfreien Fach Chemie immatrikulieren. Dann besteht nach einigen Semestern womöglich die Option, doch noch in Biochemie zu wechseln. Im Laufe der Zeit werden nämlich oftmals Plätze in höheren Semestern frei, da der ein oder andere Student feststellt, dass der Studiengang doch nichts für ihn ist. Wer dann in einem verwandten Fach eingeschrieben ist, hat die Option durch einen Quereinstieg doch noch zum Wunschstudiengang zu gelangen und sich die bisherigen Leistungen bestenfalls sogar anrechnen zu lassen.

Allerdings gibt es auch hier keine Erfolgsgarantie. Im Zweifel muss man also auch mit dem eigentlich nicht bevorzugten Studium (in unserem Beispiel also Chemie statt Biochemie) leben können.

Und: Wer versucht über einen Quereinstieg zum Wunschstudiengang zu gelangen, kann natürlich keine Wartesemester anhäufen. Ist man an einer Uni immatrikuliert, zählen die jeweiligen Semester nicht als Wartezeit. Man sollte sich also gut überlegen, auf welche Variante (Wartesemester oder Quereinstieg) man setzt!

3. Rechtliche Schritte

Wer bei seinen Bemühungen um einen Studienplatztausch erfolglos ist, aber weder Wartesemester anhäufen noch einen Quereinstieg wagen möchte, der hat die Option rechtliche Schritte einzuleiten und prüfen zu lassen, ob die Absage der Wunsch-Uni tatsächlich rechtens ist.

Ist die Absage darin begründet, dass die Kapazitäten der Universität im gewünschten Studiengang den hohen Bewerberzahlen nicht gewachsen sind, ist eine sogenannte „Kapazitätsklage“ möglich. Die Hochschule muss dann nachweisen, dass sie tatsächlich alle möglichen Studienplätze bereits vergeben hat. Da laut Grundgesetz jeder das Recht hat, einem Beruf seiner Wahl nachzugehen, sind Universitäten nämlich gesetzlich dazu verpflichtet ihre volle Kapazität auszuschöpfen. Und genau hier setzt die Kapazitätsklage an.

Die Erfolgschancen einer solchen Klage sind jedoch von Fach zu Fach sehr unterschiedlich. Da eine solche Klage mitunter viel Geld verschlingt und der Erfolg noch dazu ungewiss ist, sollte man sich rechtliche Schritte daher immer gut überlegen.

Fazit

Ein Studienplatztausch kann eine hervorragende Möglichkeit sein, sich den Traum von der Wunsch-Uni zu erfüllen. Allerdings gilt es im Vorfeld jede Menge Dinge zu klären. Daher ist es wichtig, einen Wechsel möglichst langfristig zu planen. Unterstützung bietet hierbei z.B. der Verein zur Förderung studentischer Belange, der Tauschangebote bundesweit sammelt und veröffentlicht und für Fragen jederzeit zur Verfügung steht.

Wie so oft im Leben gilt also auch im Falle eines Studienplatztausches: Geduld und Beharrlichkeit zahlen sich (hoffentlich) aus! 🙂

Habt ihr bereits einen Studienplatztausch hinter euch? Oder steckt ihr mittendrin in den Vorbereitungen? Wir freuen uns über eure Erfahrungen und Kommentare 🙂

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