Lebenslauf für Quereinsteiger: Darauf solltest du achten

Wer als Quereinsteiger einen Job ergattern möchte, muss mit seinem Lebenslauf besonders überzeugen. Schließlich ist es ohne die für den Job normalerweise konkret erforderliche Qualifikation ungleich schwerer, die Personalverantwortlichen von sich zu überzeugen. Wie du dich als Quereinsteiger dennoch gegen andere, auf dem Papier zunächst besser geeignete Bewerber durchsetzen kannst, das verraten wir dir in diesem Artikel!

Definition: Quereinsteiger

Das deutsche Ausbildungssystem sieht klassischerweise vor, dass Berufseinsteigern in einer meist dreijährigen Ausbildung weitgehend genormte Qualifikationen vermittelt werden. Durch die genormten Arbeits- und Lerninhalte sollen die Auszubildenden ideal auf den späteren Beruf in der von ihnen ausgewählten Branche vorbereitet werden. Auch akademische Ausbildungen folgen einem bestimmten Schema, um den Studierenden alle notwendigen Kenntnisse zu vermitteln, die sie für den Eintritt ins Berufsleben benötigen. Karrieren verlaufen in Deutschland also linear – so zumindest die immer noch weit verbreitete Idealvorstellung.

Wer in seinem Job nicht glücklich ist und daher nicht nur eine berufliche Veränderung, sondern sogar eine komplette Neuorientierung anstrebt, passt natürlich nicht in dieses Schema. Als sogenannter Quereinsteiger, also als jemand, der aus einer fremden Branche in ein neues Betätigungsfeld wechseln möchte, ohne die für die angestrebte Tätigkeit allgemein übliche „klassische“ Berufsausbildung absolviert zu haben, hat man es auf dem deutschen Arbeitsmarkt somit ungleich schwerer.

Karrieren verlaufen nicht immer linear

Wohingegen in anderen Ländern (zum Beispiel in England) das „Training on the Job“, also die Ausbildung am Arbeitsplatz gang und gäbe ist, herrscht in Deutschland in vielen Branchen eben oftmals noch das klassische Ausbildungsdenken vor. Zumal viele Berufsbezeichnungen hierzulande geschützt sind. Und Quereinsteiger können nur solche Berufe ausüben, deren Berufsbezeichnung eben nicht geschützt ist.

Dass nun nicht jeder plötzlich als Arzt, Architekt oder Psychotherapeut arbeiten kann, ohne die entsprechende fundierte Qualifikation erworben zu haben, versteht sich ja auch von selbst. Dennoch sind Quereinsteiger in bestimmten Branchen auch hierzulande durchaus willkommen – nämlich überall dort, wo ein Mangel an Fachkräften herrscht. Branchen, denen es an qualifizierten Fachkräften fehlt, öffnen sich nämlich immer mehr auch für fachfremde Bewerber. In diesen Branchen kann man mit den unterschiedlichsten Bildungswegen punkten. Aktuell stehen zum Beispiel die Chancen nicht schlecht, als Quereinsteiger im Beruf des Lehrers oder als Erzieher Fuß zu fassen.

Anzahl der Quereinsteiger nimmt auch hierzulande zu

Insgesamt ist daher die Zahl der Quereinsteiger in den letzten Jahren auch in Deutschland gestiegen. Der Lebenslauf, der von der Ausbildung bis zum Eintritt in die Rente bei einem Arbeitgeber verläuft, ist längst nicht mehr die Regel. Karrieren verlaufen heutzutage nicht immer linear – ganz im Gegenteil. Und inzwischen wissen eben auch Unternehmer den Mehrwert zu schätzen, den fachfremde Bewerber mit sich bringen.

Wenn du aktuell über eine berufliche Neuorientierung nachdenkst, hast du daher durchaus gute Karten – sofern du dich und deine Fähigkeiten gut präsentierst. Damit das gelingt, gilt es bei der Bewerbung vor allem dem Lebenslauf besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Generelle Tipps für die Bewerbung

Damit dein geplanter Quereinstieg von Erfolg gekrönt ist, musst du dich in der Bewerbung gut verkaufen und plausibel darlegen, weshalb du auch ohne die für die angestrebte Tätigkeit allgemein übliche „klassische“ Berufsausbildung bestens für die Stelle geeignet bist. Es gilt also alle für die angestrebte Position relevanten Kompetenzen, die du mitbringst, besonders herauszustellen. Damit das gelingt, sollten die in deinem Anschreiben und deinem Lebenslauf genannten Punkte Antworten auf folgende Fragen bieten:

  • Was bringst du mit und was hast du bereits gelernt?
  • Welche Erfahrungen kannst du vorweisen, die für die neue Branche von Bedeutung sind?
  • Welche Kompetenzen qualifizieren dich für den neuen Job?
  • Welchen Nutzen und Mehrwert kannst du dem Unternehmen als Quereinsteiger aus einer anderen Branche bieten?

Wenn du diese Fragen im Hinterkopf behältst und Anschreiben und Lebenslauf dementsprechend anlegst, hast du gute Chancen, das Interesse des Personalers zu wecken – trotz fehlender „klassischer“ Qualifikation. Schaffst du es, im Anschreiben auch noch plausibel zu erläutern, weshalb du dir genau diese Branche ausgesucht hast, dürfte einer Einladung zum Vorstellungsgespräch nichts mehr im Wege stehen.

Generell sollte deine Bewerbung immer signalisieren: „Ich traue mir den Quereinstieg zu, bin bereit mir die nötigen Kenntnisse anzueignen und weiß, was ich leisten kann und wo ich hin will“.

Hilfreiche Tipps für den Lebenslauf

Damit der Quereinstieg gelingt, haben wir im Folgenden noch ein paar konkrete Tipps für den Lebenslauf zusammengestellt. Schließlich gilt es als fachfremder Bewerber mehr denn je, dich und die Kenntnisse und Fähigkeiten, die du mitbringst, gewinnbringend anzupreisen.

Wenn du dich als Quereinsteiger bei einem Unternehmen bewirbst, solltest du daher folgende Dinge beherzigen:

1.) Amerikanischen Lebenslauf verwenden

Als Quereinsteiger solltest du grundsätzlich auf die amerikanische Lebenslauf-Form setzen. Denn: Der Blick des Lesers wird bei dieser Variante zunächst auf die aktuellen Stationen gelenkt, die vielleicht schon mit dem Branchenwechsel in Zusammenhang stehen. Dadurch erfahren diese Stationen automatisch größere Aufmerksamkeit als diejenigen, die schon länger zurückliegen und womöglich rein gar nichts mit dem angestrebten neuen Job zu tun haben.

2.) Anknüpfungspunkte suchen

Auch als Quereinsteiger solltest du grundsätzlich bereits Erfahrung im angestrebten beruflichen Kontext gesammelt haben. Ohne jegliche Vorkenntnisse stehen die Chancen schlecht – Fachkräftemangel hin oder her. Es gilt daher für den Lebenslauf nach möglichen Anknüpfungspunkten zu suchen, die dich auch ohne die üblicherweise notwendige „klassische“ Qualifikation für die angestrebte Stelle befähigen. Mögliche Anknüpfungspunkte können zum Beispiel Erfahrungen aus Hobby, Ehrenamt oder Nebenberuf sein. Diese Erfahrungen sollten dann im Lebenslauf betont und hervorgehoben werden.

Bestenfalls geht anschließend aus dem Lebenslauf hervor, dass du dich nicht erst seit wenigen Wochen für die neue Branche interessierst, sondern dass du bereits in den vergangenen Jahren immer wieder damit in Kontakt kamst und somit bereits über relevante Erfahrungen verfügst.

3.) Mehrwert herausarbeiten

Das Anschreiben und der Lebenslauf sollten in Kombination miteinander aufzeigen, welche Vorteile du dem Unternehmen im Vergleich zu einem Arbeitnehmer, der aus der Branche stammt, bieten könntest. Es gilt also branchenübergreifend zu argumentieren und darzulegen, wie sich deine Berufserfahrung gewinnbringend für die neue Branche nutzen ließe. Der Fokus sollte also darauf liegen, die bisherige Erfahrung in der neuen Branche sowie die relevanten Kompetenzen, die du mitbringst, zu kombinieren und deutlich zu machen, wie du genau diese Mischung für die ausgeschriebene Stelle nutzen möchtest.

4.) Lernbereitschaft signalisieren

Des Weiteren solltest du als Quereinsteiger selbstredend immer auch Lernbereitschaft signalisieren. Im Anschreiben muss deutlich werden, dass du die formal fehlende Qualifikation durch Einsatz, Motivation und Engagement wieder wettmachen wirst. Die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen zeugt von einer solchen Lernbereitschaft. Im Lebenslauf sollten daher Fort- und Weiterbildungen stets besonders hervorgehoben werden. Allerdings sollten diese Bildungsmaßnahmen zeitlich nicht zu lange zurückliegen und natürlich in irgendeiner Weise auch für die Stelle von Relevanz sein, auf die du dich bewirbst. Andernfalls könnte das Ganze ziemlich willkürlich wirken. Und das wäre fatal. Die Bewerbung darf auf keinen Fall den Eindruck erwecken, der Quereinstieg sei eine Notlösung.

Wenn du noch keine Weiterbildung gemacht hast, kannst du übrigens auch auf eine konkret geplante verweisen, um zu zeigen, dass du am Ball bist.

5.) Referenzen einbringen

Bei einem angestrebten Quereinstieg ist es wichtig, mit Referenzen zu punkten. Wenn du bereits ein Praktikum gemacht und Kontakte in der neuen Branche geknüpft hast oder einen Fürsprecher vorweisen kannst, verleihen diese Referenzen deinem Lebenslauf und deinen Absichten eine größere Glaubwürdigkeit.

Branchen, die sich besonders gut für einen Quereinstieg eignen und Faktoren, die den Quereinstieg begünstigen

Generell eignen sich für Quereinsteiger Jobs und Branchen, bei denen eine spezifische Ausbildung nicht zwingend erforderlich ist. Folgende Faktoren begünstigen einen Quereinstieg zudem:

1.) Fachkräftemangel

Wie bereits erwähnt sind Quereinstiege vor allem in Branchen Erfolg versprechend, in denen ein Fachkräftemangel vorherrscht. Oftmals handelt es sich hierbei um soziale Berufe.

2.) Talent

Auch Branchen, die ein hohes Talent erfordern, sind offen für Quereinsteiger. Wenn du zum Beispiel gerne und gut schreibst, kannst du den Quereinstieg in den Journalismus versuchen. Generell bietet die Medien-Branche gute Chancen für fachfremde Bewerber. Ebenso alle weiteren Branchen, die keine konkrete Ausbildung, sondern hauptsächlich Talent erfordern (zum Beispiel auch die Gastronomie).

3.) Wissen und Interesse

Wissen kann man sich aneignen. Daher ist es in nahezu allen Berufsfeldern, die nicht explizit geschützt sind möglich, den Quereinstieg zu versuchen. Auch ohne Ausbildung kannst du dir in vielen Themengebieten das nötige Wissen und Können aneignen. Grundlage hierfür ist natürlich ein erhebliches Interesse an der Materie. Ein Quereinstieg ist daher grundsätzlich auch in die Immobilienbranche (Immobilienmakler), ins Online Marketing (zum Beispiel als Online Marketing Manager, Affiliate Marketing Manager oder SEO Manager), in den PR-Bereich (als PR-Manager) et cetera möglich.

Fazit

Als Quereinsteiger musst du dich gegen Mitbewerber behaupten, die auf dem Papier zunächst besser geeignet sind. Schließlich können diese Bewerber die für die Tätigkeit üblicherweise erforderliche „klassische“ Qualifikation aufweisen. Sie haben den Job also von der Pike auf gelernt. Es gilt daher aufzuzeigen, welchen Mehrwert du dem Unternehmen als Branchenwechsler bieten könntest.

Grundsätzlich stehen die Chancen als Quereinsteiger in einer anderen Branche Fuß zu fassen aktuell aufgrund des Fachkräftemangels besser denn je. Das solltest du dir unbedingt vor Augen führen. Auch wenn du aus einer anderen Branche kommst, muss du dich daher keinesfalls kleiner machen als du bist oder gar unter Wert verkaufen. Wenn du dich als Quereinsteiger auf deine Stärken besinnst und diese bewusst hervorhebst, wirst du sicherlich einen überzeugenden Lebenslauf erstellen und kannst auch als Quereinsteiger mit jedem anderen Kandidaten mithalten.

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