Kurzzeitgedächtnis trainieren: 10 simple Methoden

Was auf uns an Eindrücken und Informationen einprasselt, wird zunächst sensorisch erfasst. Bei Bedarf erfolgt eine Übertragung von Informationen aus dem sensorischen Speicher in unser Arbeitsgedächtnis. Dort steht das Wissen ungefähr zwei Sekunden zur Verfügung. Das reicht, um beispielsweise eine Telefonnummer zu notieren oder ein Geburtsdatum ins Handy zu speichern. Danach ist die Information wieder weg. Soll sie im Kurzzeitgedächtnis landen, musst du dich auf das Gelernte konzentrieren. Erst das Verarbeiten von Informationen im Kurzzeitgedächtnis macht das langfristige Merken im Langzeitgedächtnis möglich. Dementsprechend wichtig ist es, dass dein Kurzzeitgedächtnis zuverlässig funktioniert. So kannst du dein Kurzzeitgedächtnis trainieren.

Durch Gedächtnistraining bilden sich im Gehirn neue neuronale Netzwerke. Dadurch verbessert sich einerseits dein Kurzzeitgedächtnis, anderseits deine kognitiven Fähigkeiten:

  • Logisches Denken
  • Sprachverständnis
  • Aufmerksamkeit
  • Konzentrationsspanne.

Fithalten kannst du dein Kurzzeitgedächtnis beispielsweise, indem du dir Telefonnummern bewusst einprägst statt sie nach zwei Sekunden zu vergessen. Wähle Telefonnummern generell auswendig und überlasse den Vorgang nicht einem Smartphone. (Einspeichern solltest du sie dennoch, um im Notfall darauf zurückgreifen zu können. Außerdem wirst du dir nur eine bestimmte Menge an Nummern, die du häufiger benötigst, zuverlässig einprägen.) Oder schreibe dir eine Einkaufsliste und nimm sie mit. Versuche allerdings, im Laden ohne diesen Merkzettel zurecht zu kommen. Kurz vor der Kasse ist spicken erlaubt. Hast du alles? Fehlt noch etwas? Nach ähnlichem Prinzip kannst du einen Geburtstagskalender für Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen führen. Notiere die Daten im Kalender, versuche aber am Ende jedes Monats von allein drauf zu kommen, wer Geburtstag hat. Auch bei dieser Merkübung sind Übergänge vom Kurzzeit- zum Langzeitgedächtnis gegeben.

Du kannst dein Kurzzeitgedächtnis also auf ganz verschiedene Arten trainieren, praktisch überall – zum Beispiel mit folgenden simplen Methoden:

1. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Details in Fotografien einprägen

Betrachte Fotos, z.B. auf Zeitschriften oder im Internet. Schau dir genau an, was darauf zu sehen ist. Nimm dir dafür ein bis drei Minuten Zeit. Anschließend schreibst du alle Details auf, an die du dich erinnerst. Weißt du noch die Farben der Gegenstände? Erinnerst du dich an Größenverhältnisse? Zu zweit kann daraus ein Spiel werden: Reiche das Foto nach der eingehenden Betrachtung deinem Spielpartner weiter und beschreibe mündlich alles, woran du dich noch erinnern kannst. Vergleicht anschließend das Gesagte mit dem Ergebnis.

Soll es kreativer sein? Dann kann dein Spielpartner auch zeichnen, was du beschreibst. Er muss versuchen, möglichst nah an das Original heranzukommen.

2. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Schilder beim Autofahrten analysieren

Du bist Pendler und langweilst dich beim Autofahren? Nutze die Strecken für ein einfaches Gedächtnistraining. Auf der Autobahn kommst du an den unterschiedlichsten Schildern und Werbetafeln vorbei. Versuch dir so viel wie möglich beim Vorbeifahren einzuprägen. Angenommen, du passierst ein Hinweisschild auf eine Raststätte. Stell dir die Symbole innerlich vor. Male dir aus, wie du dir die Beine vertrittst, einen Snack kaufen gehst, vielleicht die Toilette benutzt und den leeren Benzintank wieder füllst.

Warte kurz und beantworte dir selbst folgende Fragen:

  • Wie heißt die Raststätte?
  • Gibt es dort Speisemöglichkeiten?
  • Wie weit ist die Raststätte noch weg?
  • Was kann man dort noch alles tun?

3. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Gehörtes wiederholen

Diese Übung kannst du ebenfalls beim Autofahren durchführen. Stelle die Nachrichten etwas leiser als gewöhnlich. Höre sehr genau hin und versuche dir die Inhalte einzuprägen. Anschließend wiederholst du aus dem Kopf alles, woran du dich noch erinnerst. Mit Beifahrer und Kindern lässt sich diese Übung ebenfalls gut durchführen. Das vertreibt die Zeit und beschäftigt den Nachwuchs sinnvoll.

4. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Gelesenes zusammenfassen

Ganz ähnlich kannst du mit gelesenen Informationen verfahren: Lies beim Frühstück oder nach Feierabend einen Sachtext, einen Zeitungsartikel oder ein Kapitel aus einem populärwissenschaftlichen Buch. Gib dir dafür maximal fünf Minuten. Fasse den Text anschließend in eigenen Worten schriftlich zusammen. So sicherst du den Inhalt und trainierst gleichzeitig dein Gedächtnis. Wenn du dafür täglich 10 bis 15 Minuten investierst, hast du schnell ein gesamtes Buch durchgearbeitet, damit dein Kurzzeitgedächtnis trainiert und inhaltliches Wissen nebenbei mitgenommen.

5. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Die vergangene Woche rekapitulieren

Denke zurück an die vergangene Woche. Was hast du getan und erlebt? Je detaillierter du Bericht erstatten kannst, desto besser. Diese Übung zum Trainieren deines Kurzzeitgedächtnisses kannst du mit einem Telefonanruf bei Freunden, Familienangehörigen und Bekannten verbinden. Erzähle von dir und lass dir ihre Woche genauso erzählen. Merke dir Einzelheiten zu dem Gehörten und stelle interessierte Rückfragen. Was du dadurch automatisch mit übst, ist das aktive Zuhören.

6. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Wörter rückwärts lesen oder rückwärts sprechen

Nimm einen beliebigen Text und lies ihn von hinten nach vorne. Das trainiert die Konzentration. Wenn du dir einen beliebigen Satz merkst und den von hinten nach vorne sprichst, trainierst du dein Kurzzeitgedächtnis. Statt: „Heute morgen habe ich Käsetoast gegessen und ein Glas Orangensaft getrunken“ wird daraus: „Getrunken Orangensaft Glas ein und gegessen Käsetoast ich habe morgen heute.“ Das ist witzig, kreativ und schult das Sprachvermögen.

7. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Alliterationen verwenden

Eine witzige Trainingsmethode für dein Kurzzeitgedächtnis: Denk dir einen Satz aus, bei dem jedes Wort mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnt. Beispiel: „Gustav Gernegroß ging gestern gern Griechisches genießen, gell Gabi?“. Du kannst bei A anfangen und versuchen, mit jedem Buchstaben des Alphabets einen Satz zu konstruieren, in dem sämtliche Wörter alliterieren. Möglich ist auch eine Fortsetzungsgeschichte.

8. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Gedichte auswendig lernen

Früher gehörte das Auswendiglernen von Gedichten in der Schule ganz selbstverständlich dazu. Heute ist diese Methode, um das Kurzzeitgedächtnis und das Langezeitgedächtnis zu trainieren, ein wenig in Vergessenheit geraten. Dabei erwirbt man so kulturelle Bildung, schult das Sprachgefühl und trainiert die eigene Merkfähigkeit. Such dir schöne Gedichte bei gutenberg.de heraus und lerne sie auswendig. Wenn die Wörter „sitzen“, rezitiere die Gedichte mit Pathos, ausladender Gestik, Mimik und voller Überzeugungskraft. Durch die Bewegung und die freigesetzten Emotionen wird der Lerneffekt intensiviert. Du kannst auch gezielt nach Werken berühmter Dichter oder deiner Lieblingsdichter suchen. Aus Gedichten lassen sich häufig Weisheiten und Sprüche entnehmen, die auf Geschenken, in Grußkarten oder in Präsentationen verwendet werden können.

9. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Vokabeln lernen

Fremdsprachenkenntnisse sind wichtig, um beruflich voranzukommen. Wie fit bist du in Englisch, Französisch oder Spanisch? Neue Wörter bereichern den Wortschatz ungemein. Wähle 30 Begriffe aus, die du dir einprägen willst. Lerne Vokabeln traditionell mit einem Karteikartensystem. Das Ziel ist in diesem Fall zwar auch, das Kurzzeitgedächtnis zu trainieren. Aber letztendlich willst du die Vokabeln im Langzeitgedächtnis ablegen und in deinen aktiven Wortschatz integrieren. Dafür eignet sich diese unkomplizierte Methode hervorragend. So geht es:

  1. Beschrifte Karteikärtchen vorn mit dem Wort in der Fremdsprache, hinten mit der deutschen Übersetzung. Ergänze ruhig gleich jeweils einen kompletten Satz, den du dir gut merken kannst. Dadurch hast du eine sinnvolle Verwendungsmöglichkeit schon mit integriert.
  2. Mische die Kärtchen gut durch und lege sie mit den deutschen Wörtern nach oben ab.
  3. Notiere das Wort auf einem Zettel in der Fremdsprache. Schreibe anschließend den kompletten Satz dazu.
  4. Drehe das Karteikärtchen um und vergleiche deine Lösung mit der Beschriftung. Stimmt die Vokabel? Prima, dann steckst du das Kärtchen in das zweite Fach deines Vokabelkastens. Dir ist die Lösung nicht eingefallen oder du hast einen Rechtschreib- oder Grammatikfehler im Satz gehabt? Kein Problem. Dann kommt das Kärtchen wieder zu den anderen.
  5. Gehe deine 30 Kärtchen bis zum letzten durch. Die, die du schon kannst, kommen ins zweite Fach. Die anderen bleiben im ersten.

Bewährt hat sich folgende Wiederholungsrate:

  • Fach 1: tägliche Wiederholung der Vokabeln
  • Fach 2: Wiederholung nach zwei bis drei Tagen
  • Fach 3: Wiederholung nach 10 Tagen
  • Fach 4: Wiederholung nach 30 Tagen
  • Fach 5: Wiederholung nach 90 Tagen

10. Kurzzeitgedächtnis trainieren: Last Minute vor Prüfungen lernen

Jeder weiß es: Man lernt nicht in letzter Sekunde vor wichtigen Prüfungen. Klingt gut in der Theorie, in der Praxis schaffen die meisten Schüler und Studenten es dennoch nicht, rechtzeitig anzufangen. Schließlich muss nicht nur für ein einziges Fach gepaukt werden.

Mach dir die Tiefschlafphase zunutze: Das Gehirn transferiert erworbenes Wissen und die Eindrücke des Tages erst in der Tiefschlafphase in das Langzeitgedächtnis. Wenn du dein Kurzzeitgedächtnis kurz vor dem Schlafengehen noch einmal mit den wichtigsten Fachbegriffen, Definitionen und Inhalten füllst, bleiben diese Daten laut wissenschaftlicher Studien im Langzeitgedächtnis gesichert. Achte allerdings darauf, das Gelernte nicht versehentlich zu „überspeichern“. Spiele also keine Computerspiele, schaue keine emotionalen Filme vor dem Einschlafen. Dein Gehirn sollte sich nur auf das Gelernte konzentrieren.

Fazit

Zum Trainieren des Kurzzeitgedächtnisses brauchst du nur ein bisschen Fantasie und Zeit. Üben kannst du praktisch überall. Auf dem Weg zur Arbeit, beim Spazierengehen mit dem Hund oder in Arbeitspausen. Generell ist es sinnvoller, das Kurzzeitgedächtnis mit nützlichen Methoden im Alltag zu trainieren als abstrakte Computer-Übungen zu absolvieren. Schließlich willst du sinnvolles Wissen erwerben und anwenden können. Das darf ruhig auf spielerische Weise geschehen.

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