Franchising: Möglichkeiten, Vor- und Nachteile

Viele träumen von der Selbständigkeit. Doch nur die wenigsten erfüllen sich diesen Traum. Die Angst zu scheitern, überwiegt den Glauben an den Erfolg. Unser Sicherheitsbedürfnis hindert uns also oftmals daran, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Anders sieht es aus, wenn wir nicht komplett bei null anfangen, sondern auf eine bewährte Geschäftsidee setzen können und die Möglichkeit haben, Profis mit dem nötigen Know-how mit ins Boot zu holen. Franchising lautet das Stichwort. Welche Möglichkeiten, welche Vorteile aber auch Nachteile Franchising birgt, damit beschäftigen wir uns in diesem Artikel!

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Vertriebsform Franchising basiert auf einer Partnerschaft zwischen Franchise-Geber und Franchise-Nehmer
  • Ein Franchise-Vertrag regelt alle Einzelheiten zur Franchise-Partnerschaft (unter anderem die rechtskonforme Übertragung von Nutzungsrechten und Lizenzen)
  • Der Franchise-Nehmer ist an spezielle Regeln gebunden, die der Franchise-Geber vorschreibt; rechtlich betrachtet ist der Franchise-Nehmer jedoch selbständig
  • Franchising bietet viele Vorteile, unter anderem den schnellen und vergleichsweise einfachen Markteinstieg durch ein bereits etabliertes Geschäftskonzept

Franchising: Was sich dahinter verbirgt

Wohl jeder hat den Begriff „Franchising“ schon einmal gehört. Doch nur die wenigsten können klar definieren, was sich hinter dieser Geschäftsidee verbirgt. Daher möchten wir euch zuallererst das Franchising-Konzept einmal näher erläutern.

Definiton: Franchise

Der Begriff „franchise“ stammt aus dem Französischen und bezeichnet grob gesagt die Erteilung eines bestimmten Privilegs an andere. Wirtschaftlich gesprochen handelt es sich bei einem Franchising somit um eine Vertriebsform, die auf einer Partnerschaft zwischen zwei Parteien basiert: dem Franchise-Geber (Konzessionsgeber) und dem Franchise-Nehmer (Konzessionsnehmer). Der Franchise-Geber veräußert hierbei die Nutzungsrechte an seiner Marke bzw. Geschäftsidee und überträgt diese dem Franchise-Nehmer. Der Franchise-Nehmer ist dabei rechtlich selbständig, zahlt aber Gebühren für die Nutzung von Name und Marke an den Franchise-Geber. Auf diese Weise entsteht ein sogenanntes „Franchise-System“ von dem im Regelfall beide Teilnehmer profitieren.

Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten:

Der Franchise-Nehmer kann sich den Traum von der Selbständigkeit erfüllen, indem er das erfolgreiche Geschäftskonzept des Franchise-Gebers gegen eine Gebühr nutzen darf, um einen eigenen Betrieb aufzubauen.

Der Franchise-Geber verdient an der Veräußerung der Nutzungsrechte und hat die Möglichkeit seine Marke, Geschäftsidee et cetera noch bekannter zu machen und wirtschaftlich zu expandieren. Das unternehmerische Risiko trägt dabei der Franchise-Nehmer.

Summa summarum ist Franchising also eine partnerschaftliche Kooperation zwischen rechtlich selbständigen Unternehmen. Ziel ist die gemeinsame wirtschaftliche Expansion.

Das Franchising-System

Franchising bietet Jungunternehmern die Möglichkeit, auf ein bewährtes Geschäftskonzept zu setzen und vom Know-how des Franchise-Gebers zu profitieren. Steigt man in ein bereits etabliertes Geschäftsmodell ein, erspart man sich schließlich einen großen Teil der Konzeption und Organisation und kann auf die Erfahrung und die Ressourcen des Franchise-Gebers zurückgreifen. Auf diese Weise lässt sich das Gründungsrisiko verringern. Dennoch bleibt man als Franchise-Nehmer jederzeit rechtlich eigenständig und trägt allein die Verantwortung für den Betrieb.

So wird man Franchise-Nehmer:

Im Grunde kann sich jeder, der ein Unternehmen gründen möchte, als Franchise-Nehmer selbständig machen. Vorausgesetzt man erfüllt die Kriterien, die der jeweilige Franchise-Geber festlegt (zum Beispiel ein gewisses Eigenkapital et cetera).

So findet man ein passendes Franchise-System:

Bei der Suche nach einem passenden Franchise-System kann der Systemfinder auf der Homepage des Deutschen Franchiseverbands (DFV) herangezogen werden. Die Ergebnisse lassen sich hierbei praktischerweise nach Branchen und Investitionssumme filtern. Allerdings listet der Deutsche Franchiseverband nur Franchise-Geber, die volle Mitglieder im DFV sind. Daher ist es immer ratsam, neben der Nutzung des DFV-Systemfilters auch Eigenrecherche zu betreiben.

Bevor man sich letztlich für oder gegen ein Franchise-System entscheidet, sollte man sich immer folgende Fragen stellen:

  • Ist das Geschäftskonzept wirklich überzeugend?
  • Wie ist die aktuelle Marktsituation in der Branche?
  • Ist die Konkurrenz stark?
  • Wie viele Franchise-Nehmer gibt es bereits?
  • Herrscht eine hohe Fluktuation unter den Franchise-Nehmern?
  • Gab es in jüngster Zeit negative Publicity?

Gebühren und Finanzierung

Ein sogenannter Franchise-Vertrag regelt normalerweise alle Einzelheiten zur Franchise-Partnerschaft (unter anderem den konkreten Zeitraum der Zusammenarbeit). Darüber hinaus beinhaltet er sämtliche Vereinbarungen bezüglich der rechtskonformen Übertragung von Nutzungsrechten und Lizenzen. Es ist dringend empfehlenswert, diesen Franchise-Vertrag durch einen Anwalt prüfen zu lassen. Denn auch Franchising funktioniert nicht ohne Investitionen seitens des Franchise-Nehmers. Da sollte der Vertrag natürlich hieb- und stichfest sein und keine bösen Überraschungen bergen.

Diese Gebühren fallen an:

In der Regel erhebt der Franchise-Geber folgende Gebühren:

1. Einstiegsgebühr

Die Einstiegsgebühr gleicht die Kosten (zumindest teilweise) aus, die dem Franchise-Geber bei der Entwicklung und der Umsetzung seines Franchise-Systems entstanden sind oder entstehen. Wer im Jahr 2017 einen Franchise-Betrieb eröffnen wollte, musste dem Statistikportal Statista zufolge im Durchschnitt 13.328 Euro an den Franchise-Geber bezahlen.

2. Franchise-Gebühren

Der Franchise-Geber erhebt als festgelegten Prozentsatz monats- oder quartalsweise vom Nettoumsatz des Franchise-Nehmers eine Franchise-Gebühr. Im Jahr 2017 betrug dieser Anteil Statista zufolge durchschnittlich 5,3 Prozent.

3. Werbeumlagen

Einige Franchise-Verträge beinhalten Werbeumlagen für die Finanzierung und Umsetzung von Werbemitteln und Marketingkampagnen. Laut Statista betrugen diese Werbeumlagen 2017 durchschnittlich 1,5 Prozent.

Weitere Voraussetzung:

Die meisten Franchise-Geber koppeln die Partnerschaft zudem an eine Mindesthöhe für das Eigenkapital, das der Franchise-Nehmer bei der Gründung seines Franchise-Unternehmens mitbringen muss. In der Regel liegt das geforderte Eigenkapital bei mindestens 25.000 Euro, bei größeren Franchise-Unternehmen auch deutlich höher.

Der Aufbau eines Franchise-Unternehmens kann also mit hohen Startinvestitionen verbunden sein. Bei fast 40 Prozent der Franchise-Systeme beträgt die Startinvestition Statista zufolge jedoch summa summarum unter 50.000 Euro. Die Investitionen für ein Franchising fallen also meist immer noch niedriger aus als bei einer klassischen Selbständigkeit.

So könnte die Finanzierung aussehen:

Da es sich bei Franchise-Systemen um erprobte Konzepte handelt, ist es grundsätzlich leichter auch größere Kredite zu erhalten. Nicht nur, dass die Reputation des Franchise-Gebers oftmals bereits für sich selbst spricht. Auch die Dokumente, Daten und Vergleichszahlen, die der Franchise-Geber dem Franchise-Nehmer zur Verfügung stellt, erhöhen die Chance auf den Kredit und stärken die Verhandlungsposition.

Des Weiteren lohnt es sich, sich über finanzielle Förderungen für Selbständige zu informieren. Auch hier befinden sich Franchise-Nehmer aufgrund eines renommierten Partners in einer guten Verhandlungsposition.

Darüber hinaus gibt es öffentliche Förderprogramme speziell fürs Franchising, wie zum Beispiel von der KfW Mittelstandsbank. Auch davon können Franchise-Nehmer profitieren.

Rechte und Pflichten eines Franchise-Nehmers

Als Franchise-Nehmer ist man an spezielle Regeln gebunden, die der Franchise-Geber vorschreibt. Oftmals erhält ein Franchise-Nehmer daher ein umfangreiches Handbuch, in dem bis ins Detail genau beschrieben wird, wie das Franchise-Unternehmen zu leiten ist.

Darin enthalten sind zudem oftmals strikte Vorgaben für Management, Personalpolitik, Marketing etc. Schließlich sollen sämtliche Franchise-Betriebe einheitlich auftreten.

Wer sich damit nicht anfreunden kann, sollte sich besser nicht für Franchising entscheiden. Einen Betrieb vollkommen frei selbst zu gestalten oder direkten Einfluss auf die Geschäftspolitik zu nehmen, ist als Franchise-Nehmer normalerweise nicht möglich.

Die Pflichten eines Franchise-Nehmers sind also unter anderem folgende:

  • Die vertraglich vereinbarten Richtlinien, Grundsätze und Vorgaben des Franchise-Gebers zu berücksichtigen
  • Die Corporate Identity einzuhalten
  • Aktiv mit dem Franchise-Geber zu kooperieren und regelmäßig Bericht zu erstatten
  • Werbemaßnahmen wie vorgeschrieben umzusetzen

Im Gegenzug profitiert ein Franchise-Nehmer von folgenden Leistungen:

  • Ein funktionierendes, bewährtes Geschäftskonzept
  • Nutzungsrechte für die gesamte Corporate Identity
  • Vertriebsrechte für Produkte und Lizenzen für Dienstleistungen
  • Zugriff auf die IT-Systeme des Franchise-Gebers
  • Finanzielle Hilfen, zum Beispiel durch günstige Einkaufskonditionen, Darlehen, Lieferanten- und Warenkredite et cetera
  • Die Bereitstellung von Finanzierungs-, Liquiditäts- und Rentabilitätsplänen zum Nachweis der Förderungswürdigkeit gegenüber Banken
  • Die Bereitstellung von Werbemitteln

Die Vor- und Nachteile für Franchise-Nehmer

Alles in allem birgt Franchising somit viele Vorteile, aber eben auch einige Nachteile. Die wesentlichen Vor- und Nachteile für Franchise-Nehmer haben wir im Folgenden noch einmal zusammengefasst:

VorteileNachteile
✔ Rückgriff auf etabliertes und erprobtes Geschäftskonzept✘ Ggf. recht hohe Startinvestitionen durch anfallende Gebühren etc.
✔ schneller und vergleichsweise einfacher Markteinstieg durch "schlüsselfertigen" Betrieb✘ kaum oder keine Möglichkeiten zur Mitgestaltung; Weisungsrechte bzw. Kontrollrechte obliegen dem Franchise-Geber
✔ Minimierung des Gründungsrisikos✘ kein Einfluss auf die Geschäftspolitik des Franchise-Gebers
✔ rechtliche Selbständigkeit✘ Haftungspflicht für fremde Produkte und Dienstleistungen
✔ umfassende Unterstützung durch den Franchise-Geber✘ Negativschlagzeilen über den Franchise-Geber (oder andere Franchise-Nehmer) können sich auf den eigenen Betrieb auswirken
✔ vielfältige Finanzierungsmöglichkeiten

Fazit

Franchising bietet eine hervorragende Möglichkeit, den Traum von der Selbständigkeit zu verwirklichen. Als Franchise-Nehmer ist man rechtlich selbständig, kann aber auf ein bereits erprobtes Geschäftskonzept zurückgreifen und hat dadurch beim Schritt in die Selbständigkeit ein vermindertes Risiko. Aber: Nicht jeder ist für die Rolle als Franchise-Nehmer gemacht. Wer sich für Franchising entscheidet, sollte sich daher im Klaren darüber sein, dass der Franchise-Geber die Regeln vorgibt. Möchte man nicht nur rechtlich selbständig sein, sondern auch unternehmerische Freiheiten haben, ist der individuelle Gründungsweg die bessere Wahl.

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