An staatlichen Universitäten ist ein Regelstudium ohne Studiengebühren möglich. Bei einem Fernstudium sieht es anders aus: Wer neben dem Beruf studieren will, muss – zumindest bei privaten Fernhochschulen – tief in die Tasche greifen. Wir zeigen dir, mit welchen Kosten du bei einem Fernstudium rechnen musst und welche Töpfe du anzapfen kannst, um einen finanziellen Zuschuss oder sogar ein Stipendium zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Die Gründe, aus denen nicht gleich im Anschluss an das Abitur ein Studium aufgenommen wird, sind vielfältig. Manche Abiturienten sind schulmüde. Sie wollen erst einmal praktische Erfahrungen sammeln. Bei anderen genügt der erreichte Durchschnitt nicht, um ihr Wunschfach studieren zu können. Mit Hilfe einer Ausbildung soll möglicherweise zunächst Wartezeit überbrückt werden. Wieder andere verlassen die Schule mit dem Realschulabschluss oder dem schulischen Teil der Fachhochschulreife. Dann ist ein Studium im Anschluss nicht möglich.
Wenn man eine Weile aus dem Lerntrott heraus ist, fällt der Rückweg auf die Schulbank allerdings schwer.
Warum überhaupt ein Fernstudium beginnen?
Wer im Berufsleben steht, Verpflichtungen wahrzunehmen und eine Familie zu versorgen hat, kann nicht ohne Weiteres ein Präsenzstudium aufnehmen. Aber die Karrieremöglichkeiten sind um ein Vielfaches größer, wenn ein akademischer Abschluss vorliegt. Viele entscheiden sich daher für ein Fernstudium. Denn folgende Vorteile eines Fernstudiums überzeugen.
- Ein Fernstudium kannst du flexibel neben dem Beruf realisieren.
- Selbst Studiengänge, zu denen normalerweise ein Numerus Clausus den Zugang erschwert, kannst du an einer Fernuniversität absolvieren.
- Fernstudiengänge werden von Menschen aller Altersgruppen belegt, während im Präsenzstudium die Altersgruppe ab Mitte 20 den Campus dominiert. Als älterer Studierender mit Berufserfahrung würdest du dich dort möglicherweise nicht mehr wohl fühlen. Deine Lebenswelt ist eine andere.
- Im Fernstudium begegnest du Kommilitonen, denen es ähnlich geht wie dir. Dadurch erweitert sich dein Netzwerk. Du knüpfst wertvolle Kontakte, die dich beruflich weiterbringen.
Welche Kosten entstehen durch ein Fernstudium?
Zunächst müssen die Kosten abgewogen werden. Bei den Kosten, die du für ein Fernstudium aufbringen musst, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
1. Studiendauer
Wenn du den Bachelorstudiengang in drei Jahren absolvierst, zahlst du insgesamt etwas weniger als jemand, der vier Jahre studiert. Eine Ersparnis von ungefähr 1.000,- € bis 2.000,- € ist dann drin. In der Regel werden die Gebühren jedoch für den kompletten Studiengang veranschlagt und sind weitgehend unabhängig von der Dauer. Was du nicht vergessen darfst: Eine kürzere Studienzeit bedeutet mehr Stress. Dafür hast du die anstrengende Zeit allerdings auch schneller hinter dir, wenn du richtig ranklotzt. Möglicherweise kannst du die Studienzeit zusätzlich verkürzen. Einige Fernhochschulen bieten diese Chance. Das muss allerdings mit deiner Fernuniversität abgesprochen werden, denn du brauchst das Lehrmaterial in kürzeren Intervallen.
2. Studiengebühren
Wichtig ist zunächst die Frage, ob du an der staatlichen Fernuniversität Hagen oder an einer privaten Fernuniversität studieren möchtest. In Hagen zahlst du für das komplette Bachelorstudium zwischen 1.600,- € bis 2.400,- €. Günstiger geht es nicht. Allerdings sind dort die Abbrecherquoten hoch. Nur 30 % der Studierenden schaffen den angestrebten Abschluss. Da es sich um eine staatliche Universität handelt, studieren dort sehr viele Menschen. Das Betreuungsverhältnis ist demzufolge schlechter als an Privathochschulen.
Bei privaten Fernuniversitäten kannst du mit Gesamtkosten von 11.000,- € bis 13.000,- € für ein Bachelorstudium rechnen. Am teuersten ist ein MBA-Studium. Es kann mit rund 14.000,- € bis zu 40.000,- € zu Buche schlagen. Wer so viel Geld investiert, beißt sich eher durch und macht den Abschluss.
Abgedeckt durch die Studiengebühren sind in der Regel:
- Studienunterlagen wie Lehrbriefe, Skripte und Reader
- Betreuung durch einen Fernlehrer
- Korrektur der eingesendeten Aufgaben
- Zugang zum Online-Campus
- Präsenzseminare
3. Zusatzkosten
Teilweise fallen für Präsenzseminare oder Prüfungen zusätzlich zu den Studiengebühren weitere Kosten an. Oft decken diese lediglich die Studienunterlagen, die Betreuung und den Zugang zum Online-Campus ab. Für Präsenzveranstaltungen musst du Reise- und Verpflegungskosten einrechnen, es sei denn, die Fernuniversität befindet sich in unmittelbarer Nähe zu deinem Wohnort.
Eventuelle Zusatzkosten entstehen durch:
- (Obligatorische) Auslandsveranstaltungen
- Prüfungsgebühren
- Studentenbeiträge
- Gebühren für die Korrektur der Abschlussarbeit
- Kosten für freiwillige Präsenzveranstaltungen
- Kosten für freiwillige Auslandsaufenthalte
- Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten
- Fachliteratur
- Kopierkosten
Um sicher zu sein, was auf dich zukommt, solltest du die Angebote der Fernuniversitäten sorgfältig vergleichen.
Stipendien zur Übernahme der Fernstudium Kosten
1. Staatliche Stipendien
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung bietet für Fernstudierende ein Weiterbildungsstipendium, ein Aufstiegsstipendium und ein Deutschlandstipendium an. Das Weiterbildungsstipendium richtet sich an alle, die sich zum Techniker oder Meister fortbilden. Das 25. Lebensjahr darfst du dafür allerdings noch nicht abgeschlossen haben.
Das Aufstiegsstipendium fördert dich, wenn du dein erstes Hochschulstudium planst. Voraussetzung für diese Art der Förderung ist, dass du eine Berufsausbildung oder Aufstiegsfortbildung abgeschlossen hast. Ergänzend brauchst du wenigstens zwei Jahre Berufserfahrung. Dein Abschlusszeugnis sollte gute Noten aufweisen.
Mit einem Deutschlandstipendium werden monatlich begabte Studenten für mindestens zwei Semester mit 300,- € unterstützt. Auch soziales Engagement ist wichtig, um als Stipendiat in Erwägung gezogen zu werden. Die einzige anerkannte Fernhochschule ist die staatliche FernUni Hagen.
2. Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn
Es gibt auch für Fernstudierende die Chance, Stipendien zu erhalten. Eine Anlaufstelle ist die Friedrich-Ebert-Stiftung
Du musst als Stipendiat folgende Kriterien erfüllen:
- Du musst an einer staatlich anerkannten Universität oder Fachhochschule eingeschrieben sein. Das bedeutet, private Fernuniversitäten kommen nicht in Frage.
- Du darfst das Höchstalter von 30 Jahren noch nicht überschritten haben.
- Du musst ein Vollzeitstudium neben dem Beruf absolvieren.
Höhe der Förderung:
- Du erhältst monatlich bis zu 744,- € (Stand: 2020). Die Berechnung wird nach den gleichen Kriterien wie die BAföG-Festlegung vorgenommen.
- Dazu kommt eine Studienkostenpauschale in Höhe von 300,- €, die unabhängig von deinem Einkommen vergeben wird.
- Ein Zuschuss zur Krankenversicherung von bis zu 71,- € sowie zur Pflegeversicherung von bis zu 15,- € pro Monat ist möglich.
- Falls du ein Kind hast, kannst du ergänzend 155,- € monatlich erhalten.
- Beinhaltet dein Studium Auslandsphasen (Praktika, Sprachkurse, Forschungsaufenthalte), erhältst du bis zu einem Jahr Zuschüsse zu den Reisekosten, Studiengebühren sowie für die Auslandskrankenversicherung.
Sonstige Voraussetzungen:
- Soziales Engagement wird erwartet. Als Schulsprecher, Mitarbeiter in der Jugendarbeit oder bei der ehrenamtlichen Mitwirkung in sozialen Organisationen hast du gute Chancen.
- Du solltest im Abitur oder Fachabitur einen Durchschnitt von 2,0 oder besser erreicht haben.
- Als Stipendiat solltest du dich aktiv in einigen der rund 70 Hochschulgruppen im In- und Ausland einbringen. Diese werden von den Stipendiaten der Friedrich-Ebert-Stiftung in Eigenregie organisiert.
3. Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf
Die Hans-Böckler-Stiftung wurde 1977 auf Beschluss des Deutschen Gewerkschaftsbundes gegründet. Neben finanzieller Unterstützung bietet sie Beratung, Mentoring-Programme und Praktika an. Ein Stipendium für dein Fernstudium kannst du selbst dann erhalten, wenn du kein Gewerkschaftsmitglied bist.
Auch hier musst du als Stipendiat diverse Kriterien erfüllen: Deine akademischen Leistungen, dein ehrenamtliches Engagement und deine Biografie müssen gleichermaßen überzeugen.
Gefördert werden:
- Erststudium: Gefördert wird das Erststudium mit dem Ziel, einen Bachelor- oder Masterabschluss zu erreichen. Das Studium muss an einer staatlichen beziehungsweise staatlich anerkannten Hochschule stattfinden.
- Studium ohne Abitur
- Duales Studium: Kombination aus Ausbildung und Studium
- Nebenberufliches Studium: Voraussetzung ist, dass in Vollzeit studiert wird. Durchschnittlich 30 ECTS-Punkte müssen pro Semester innerhalb Regelstudienzeit erreicht werden.
Die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt Studierende, die altersbedingt keinen Anspruch auf BAföG mehr haben. Außerdem gibt es keine direkte Altersgrenze. Wer über 35 Jahre alt ist und ein Studium aufnehmen möchte, muss diesen Wunsch allerdings begründen.
Förderungsdauer:
Die Stiftung fördert nach Möglichkeit das gesamte Studium bis zum angestrebten Abschluss. Dieser muss im Rahmen der Förderungshöchstdauer abgelegt werden. Der erste Förderzeitraum endet nach zwei bis drei Semestern. Danach wird neu entschieden. Neben dem Studienverlauf ist das gewerkschaftliche oder gesellschaftspolitische Engagement der Stipendiaten ausschlaggebend dafür, ob die Förderung weitergeführt wird.
Höhe der Förderung:
Die Hans-Böckler-Stiftung orientiert sich den Richtlinien des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG). Eine Förderung ist in Höhe von maximal 744,- € pro Monat (Stand: 2020) möglich. Dazu kommen bis zu 300,- € Studienkostenpauschale. Extra Zuschüsse zur Kranken- und Pflegeversicherung oder Kinderzuschläge sind darüber hinaus ebenfalls möglich.
4. Stipendium der IUBH
Die IUBH Fachhochschule Bad Honnef unterstützt besonders begabte Studierende mit eigenen Stipendien im Wert von über 80.000,- Euro. Sie werden entweder als Vollstipendien oder als Teilstipendien zu 25 %, 50 % oder 75 % vergeben. Du kannst dich darum bewerben, wenn du die Aufnahmekriterien erfüllst. Die Entscheidung wird alle drei Monate (zum 31.03., 30.06., 30.09. und 31.12.) von einem Auswahl-Komitee gefällt.
Du kannst dich qualifizieren durch:
- Eine überzeugende Bildungslaufbahn
- Berufliche Erfolge
- Soziales Engagement
- Familiäres Engagement
- Kreative Ideen, wie du dich in die Community der IUBH einbringen kannst
Deine Bewerbungsunterlagen solltest du per E-Mail im pdf-Format einreichen.
Dazu gehören folgende Dokumente:
- Lebenslauf
- Referenzen (wie Arbeits- und Schul-/Weiterbildungszeugnissen, Empfehlungsschreiben, Belege für soziales Engagement, etc.)
- Motivationsschreiben, in dem du erläuterst, warum gerade du gefördert werden solltest und wie du die Entwicklung der IUBH Fernstudienprogramme bereichern kannst
- Nachweis deiner Studienberechtigung
Dein Motivationsschreiben darf kreativ ausfallen. Du kannst einen Text einreichen, aber auch eine Präsentation oder ein Video. Wenn du als Stipendiat angenommen wirst, übernimmt die Fernhochschule die Kosten für deinen gewählten Studiengang zu den vereinbarten Anteilen. Welche zur Verfügung stehen, kannst du im Stipendienführer nachlesen.
Die einzige Gegenleistung, die von dir erwartet wird: Du musst dich bei der Weiterentwicklung der Fernstudiengänge oder innerhalb der Community engagieren und darüber Blogbeiträge und ähnliches für die Websites der IUBH erstellen. Hältst du dich nicht daran, kann das Stipendium ebenfalls eingestellt werden. Bewerben kannst du dich unter: stipendium@iubh-fernstudium.de.
Pro- und Contra Stipendium
Für die Bewerbung um ein Stipendium spricht, dass dir ein Teil der finanziellen Sorgen genommen wird. Stipendien müssen nicht zurückgezahlt werden. Du kannst dich voll und ganz auf dein Studium konzentrieren und brauchst dich nicht wegen der zusätzlichen monatlichen Belastung verrückt machen. Gerade, wenn du eine Familie ernähren musst, kann das viel Druck herausnehmen.
Nachteilig wiederum ist, dass du für den Bewerbungsprozess Zeit und Mühe investieren musst. Sonst schaffst du es nicht in die engere Auswahl. Stimmen deine Noten beziehungsweise deine Leistungen nicht, stehen deine Chancen schlecht. Womöglich bemühst du dich vollkommen umsonst. Dadurch verzögert sich dein Studienbeginn.
Außerdem wird von dir als Gegenleistung ehrenamtliches Engagement erwartet. Das heißt, zusätzlich zu Arbeit, Fernstudium, der Versorgung deiner Familie und das Aufrechterhalten deiner Partnerschaft und der Pflege deines Freundeskreises musst du dich gesellschaftspolitisch engagieren. Das kostet dich zusätzlich Zeit, Energie und Kraft.
Staatliche Unterstützung
Bildungscheck, Qualifizierungsscheck und Quali-Scheck
Schau dir die staatlichen Fördermöglichkeiten an. Möglicherweise ist etwas für dich dabei. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen kannst du außerdem einen sogenannten Bildungsscheck beantragen. In Hessen gibt es einen Qualifizierungsscheck und in Rheinland-Pfalz einen Quali-Scheck.
Teilweise musst du bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören eine sozialversicherungspflichtige Anstellung und dass sich dein Hauptwohnsitz in dem jeweiligen Bundesland befindet. Außerdem muss du dein Fernstudium an einer anerkannten Bildungsstätte absolvieren. Am besten schaust du dir die Möglichkeiten in deinem Bundesland näher an.
Bildungsgutschein
Die Agentur für Arbeit stellt unter bestimmten Voraussetzungen einen Bildungsgutschein zur Verfügung.
- Er dient dazu, Arbeitslose beruflich wieder einzugliedern.
- Er kann bewilligt werden, um drohende Arbeitslosigkeit zu verhindern.
- Falls du noch keinen Berufsabschluss hast, kann dir der Bildungsgutschein bewilligt werden.
Dafür musst du ein Beratungsgespräch führen und deine Situation darlegen. Allerdings kannst du den Bildungsgutschein nicht für ein akademisches Studium einsetzen. Er dient ausschließlich der beruflichen Weiterbildung und ist an einen Berufsabschluss gekoppelt. Möglich ist allerdings ein Fernstudium mit IHK-Prüfung. Eingelöst werden kann der Bildungsgutschein bei Bildungsträgern, die entsprechend der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung AZAV zugelassen worden sind. Das musst du vorab klären.
Unterstützung durch den Arbeitgeber
Arbeitest du für einen größeren Betrieb? Hast du dich als engagierter Mitarbeiter besonders hervorgetan? Teilweise sind Arbeitgeber durchaus bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. Darum solltest du unbedingt das Gespräch mit deinem Chef, deinem Vorgesetzten oder dem Personalchef suchen. Möglicherweise wird dein Fernstudium komplett oder teilweise durch den Betrieb finanziert. Allerdings musst du dafür zunächst Überzeugungsarbeit leisten. Es ist entscheidend, dass du deine berufliche Tätigkeit und das Fernstudium unter einen Hut bekommst. Dein Job darf nicht unter der Zusatzbelastung leiden. Das wird deinen Vorgesetzten vermutlich als erstes beschäftigen.
Argumente, die du bei diesem Gespräch nutzen kannst:
- Dein neu erworbenes Wissen kommt deiner Firma direkt zugute, sogar während du studierst.
- Durch die Erweiterung deiner Kompetenzen kannst du zusätzliche Aufgaben übernehmen.
- Du strebst eine höhere Position oder eine Tätigkeit in einer anderen Abteilung in deiner Firma an. Gibt es derzeit Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung, etwa, weil ältere Kollegen in überschaubarer Zeit den Betrieb verlassen, hast du mit diesem Argument gute Karten.
- Biete an, dem Unternehmen im Anschluss an dein Studium für eine gewisse Zeit zur Verfügung zu stehen. Eine Befürchtung deines Chefs ist aller Wahrscheinlichkeit nach, dass du dir nach deinem Studium eine neue, besser bezahlte Stelle suchen wirst. Denn logischerweise nimmst du die Anstrengung, dir einen akademischen Grad zu erarbeitet, nicht grundlos auf dich.
Mit Glück profitieren beide Seiten von diesem Arrangement. Du erhältst finanzielle Unterstützung für die Dauer deines Fernstudiums. Dafür stehst du deiner Firma mit deiner Expertise in den nächsten Jahren zur Verfügung.
Bildungsurlaub
In den meisten Bundesländern gibt es gesetzliche Grundlagen, die einen Anspruch für Bildungsurlaub festlegen. Arbeitnehmern steht ein Bildungsurlaub von fünf Tagen pro Jahr zu. Selbst wenn du keine Unterstützung von deiner Firma erfährt, kannst du diese Tage frei nehmen. Du bekommst dein Gehalt weiterhin voll ausgezahlt. Diese Zeit kannst du beispielsweise für Präsenzseminare oder die Prüfungsvorbereitung nutzen. Von dieser Regelung sind nur Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen ausgenommen.
Kredit für Fernstudium
Nicht jeder Student ist hochbegabt, fällt in die Gruppe der Förderberechtigten oder kann auf die Unterstützung einer Firma bei Übernahme der Kosten für ein Fernstudium bauen. Möglicherweise bist du bereits älter oder kannst nicht mit herausragendem Leistungen oder gesellschaftspolitischem Engagement punkten. Eventuell bist du nicht berufstätig und suchst nach Alternativen. Dann musst du andere Finanzierungsmöglichkeiten in Erwägung ziehen.
Ob ein Fernstudium möglich ist, hängt maßgeblich von deiner finanziellen Situation ab. Verdienst du gut, kannst du dir die Gebühren möglicherweise von deinem Gehalt leisten. Falls du für einen Partner oder eine Familie sorgst, kann es selbst dann schwierig werden, jeden Monat auf mehrere hundert Euro zu verzichten. Besonders, wenn du noch keine Rücklagen bilden konntest.
Studienkredit
Die Aufnahme eines Kredits ist eine Möglichkeit, wie du deinen Traum von Studium realisieren kannst. Zahlreiche Banken vergeben Studienkredite für akademische Studiengänge. Die öffentlich-rechtliche KfW Bankengruppe vergibt Kredite mit einer Auszahlungsrate zwischen 100,- € und 650,- € für bis zu 5 Jahren.
- Gefördert werden Erst- und Zweitstudium, postgraduale Studien und Promotionen
- 4,36 % effektiver Jahreszins (Stand: 2020)
- Finanzierung unabhängig vom Einkommen (keine Sicherheiten nötig)
- flexible und moderate Tilgung
- Rückzahlung innerhalb von 25 Jahren (vorzeitige Tilgung möglich)
Auch andere Banken bieten Studienkredite an. Eine Anlaufstation könnte deine Hausbank sein.
Sonst kommt möglicherweise ein Privatkredit für dich in Frage. Ansprechpartner dafür sind Eltern, Großeltern und andere Verwandte. Vielleicht würde auch jemand aus deinem Kollegen- oder Freundeskreis aushelfen. Wichtig dabei ist, einen Vertrag zu schließen und darin die Summe, die Laufzeit, die Rückzahlungsbedingungen und die Zinsen darin festzuhalten. Besonders wichtig ist die Laufzeit: Wird diese nicht explizit vereinbart, kann der Kreditgeber den Vertrag innerhalb von drei Monaten kündigen.
Vorteile:
- Es erfolgt keine SCHUFA-Abfrage und dein Privatkredit wird nirgends eingetragen.
- Die Rückzahlung kannst du flexibel mit dem Kreditgeber vereinbaren.
- Möglicherweise zahlst du keine oder sehr niedrige Zinsen.
Nachteile:
- Es gibt keinen Verbraucherschutz.
- Es kann die Beziehung zwischen dir und dem Kreditgeber belasten. An Geld können Freundschaften und gute kollegiale Verhältnisse zerbrechen.
- Möglicherweise setzt es dich zu stark unter Druck, Geld von deiner Familie, Kollegen oder Freunden anzunehmen. Sie werden erwarten, dass du gewissenhaft studierst und Leistung bringst. Selbst wenn du das aufrichtig vorhast, kann es passieren, dass du es nicht schaffst. Dann musst du nicht nur mit deiner Enttäuschung fertig werden, sondern unter Umständen mit ihren Vorwürfen. Außerdem könnten Gegenleistungen erwartet werden. Allerdings wirst du bedingt durch die Mehrfachbelastung von Arbeit und Studium kaum Zeit haben.
Kosten für dein Fernstudium steuerlich geltend machen
Du finanzierst dein Fernstudium mit deinen monatlichen Einnahmen selbst? Nicht vergessen: Was du für deine beruflich bedingte Fort- und Weiterbildung ausgibst, kannst du als Werbungskosten von der Steuer absetzen. Dazu gehören:
- Studiengebühren
- Gebühren für Seminare und Prüfungen
- Fachliteratur
- Reisekosten (Fahrten zu Seminaren, Arbeitstreffen und sonstigen Präsenzveranstaltungen)
- Verpflegungskosten
- Übernachtungskosten (bei der Teilnahme an Seminaren, Reisen, Auslandsaufenthalten)
- Arbeitsmittel (Büroausstattung, Computer, Notebook, Software, Schreibmaterial)
Fazit
Du hast mehrere Möglichkeiten, dein Fernstudium zu finanzieren. Es lohnt sich, diesen Aspekt im Vorfeld zu durchdenken. Im Idealfall kannst du auf ein Stipendium oder die Unterstützung deiner Firma zurückgreifen. Das entlastet dich auf jeden Fall ein Stück weit von finanziellen Sorgen. Um ein Fernstudium neben dem Beruf zu meistern, brauchst du einen klaren Kopf.
Hast du noch Fragen oder Anregungen zum Thema Fernstudium Kosten? Dann schreib uns gern einen Kommentar!
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): BAföG: § 3 Fernunterricht https://www.bafög.de/de/zu-3-fernunterricht-309.php (abgerufen am 6. Juli 2020)
- Zentrum für Fernstudien im Hochschulverbund (zfh): Fördermöglichkeiten https://www.zfh.de/beratung/foerdermoeglichkeiten (abgerufen am 6. Juli 2020)
- Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V. (DGWF): Fördermöglichkeiten in der Weiterbildung https://dgwf.net/files/web/LG/lg-rheinland-pfalz-saarland/Dateiablage_alle/DGWF-Broschuere_Foerdermoeglichkeiten.pdf (abgerufen am 6. Juli 2020)
- Bundesagentur für Arbeit: Förderung von Weiterbildung https://www.arbeitsagentur.de/karriere-und-weiterbildung/foerderung-berufliche-weiterbildung (abgerufen am 6. Juli 2020)
- Capital: Weiterbildung im Fernstudium: Das muss man wissen https://www.capital.de/karriere/weiterbildung-im-fernstudium-das-muss-man-wissen (abgerufen am 6. Juli 2020)
Patrick hat 2014 Mein-wahres-Ich.de gegründet und schreibt seitdem aktiv über Karriere- und Finanzthemen. Er entwickelte außerdem den komplexen Berufstest und den IQ-Test.