Niemand wird gern kritisiert. Dennoch sieht man sich vor allem im Berufsalltag immer wieder mit Kritikern konfrontiert. Nicht jedem gelingt es, diese Kritik souverän wegzustecken. Dabei kann Kritik durchaus wertvoll sein – wenn man weiß, wie man mit ihr umgehen sollte! Damit du künftig in der Lage bist, souverän auf Kritik zu reagieren, haben wir im Folgenden 15 hilfreiche Tipps für dich zusammengestellt.
Vorwort
Vorweg sei gesagt, dass Kritik an sich nichts Schlechtes ist. Im Gegenteil. Kritik kann bereichern, den eigenen Blickwinkel erweitern und uns helfen, uns selbst und unser Handeln zu optimieren. Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um konstruktive Kritik. Kritisiert jemand nur um des Kritisierens willen, sollte man demjenigen am besten keine weitere Beachtung schenken. Manchmal darf und sollte man Kritik auch einfach an sich abprallen lassen. Konstruktive Kritik hingegen sollte man immer annehmen – nur sollte man sie sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen.
Zugegeben, den richtigen Umgang mit Kritik zu finden, ist nicht gerade leicht. Aber – und das ist die gute Nachricht – mit Kritik umzugehen, lässt sich lernen. Mit den folgenden Tipps bist du in der Lage, Kritik souverän zu nehmen.
12 Tipps, um besser mit konstruktiver Kritik umzugehen
1.) Kritik niemals persönlich nehmen
Das oberste Gebot im Umgang mit Kritik lautet: niemals persönlich nehmen! Sollte dich jemand tatsächlich einmal als Person kritisieren, kannst du diese Kritik getrost an dir abprallen lassen. Das geht allerdings nur mit einem gesunden Selbstwertgefühl und einer positiven Selbstachtung. Denn je geringer das Selbstbewusstsein, desto mehr schmerzt Kritik – vor allem persönliche.
Um gut und souverän auf Kritik reagieren zu können, müssen wir uns also sicher fühlen. Und das klappt nur, wenn wir uns unserer Stärken bewusst sind. Daher solltest du dir deine Stärken auch einmal ganz bewusst vor Augen führen, falls es um dein Selbstwertgefühl nicht gerade rosig bestellt ist. Deinen Schwächen hingegen solltest du weniger Beachtung schenken. Schließlich ist niemand perfekt. Es ist also nicht verwerflich, nicht in allen Bereichen „top“ zu sein. Abgesehen davon, wird es immer jemanden geben, der etwas an einem auszusetzen hat – gleichgültig, wie gut man ist. Man kann es eben niemals jedem recht machen. Also, was solls!?
Wenn es dir gelingt, dir deiner selbst, deiner Stärken und Fähigkeiten sicher zu sein, kann dir auch Kritik nichts anhaben. Denn dann wirst du Kritik nicht mehr persönlich nehmen. Und das ist der erste und wichtigste Schritt, um gelassen auf Kritik und Ablehnung zu reagieren.
2.) Emotionale Distanz aufbauen
Um nicht doch Gefahr zu laufen, Kritik persönlich zu nehmen, sollte man sich klarmachen, dass sich Kritik im Job in den meisten Fällen eben überhaupt nicht gegen einen persönlich richtet, sondern sich vielmehr auf die Leistungen bezieht. Eine emotionale Distanz aufzubauen, ist nämlich wichtig, um souverän auf Kritik zu reagieren – ganz gleich ob diese Kritik vom Chef, den Kollegen oder einem Kunden geäußert wird.
Wenn dich nächstes Mal jemand kritisiert, solltest du daher versuchen, die Situation objektiv zu betrachten und die Argumente des Gegenübers nachzuvollziehen. Du solltest dich also weder persönlich angegriffen fühlen noch die Kritik einfach abtun. Vielmehr solltest du den Dialog suchen und konstruktiv mit der Kritik – wohlgemerkt an deiner Leistung – umgehen.
3.) Sich vor Augen führen, dass die Sichtweise des Kritikers eben nur eine Sicht der Dinge widerspiegelt
Wer kritisiert wird, sollte sich vor Augen führen, dass die Kritik letztlich nur die Meinung des einen Kritikers ist. Es wird immer auch jemanden geben, der die Dinge anders sieht. Und letztlich hat nun einmal jeder das Recht auf seine Sicht – der andere, man selbst auch. Man muss also nicht immer einer Meinung sein. Gerade durch den Dialog und die vielfältigen Sichtweisen entstehen meist die tollsten Ideen. Ein klares Richtig oder Falsch gibt es oftmals nicht. Daher sollte man dem anderen zuhören, dessen Meinung respektieren, ihm da zustimmen, wo er womöglich recht hat, ihm jedoch auch aufzeigen, wenn man anderer Meinung ist.
Damit du besser mit Kritik umgehen kannst, solltest du dir also stets klarmachen, dass jedes „Ding“ mindestens zwei Seiten hat – und oftmals gibt es keine eindeutig richtige.
4.) Kritik als Interesse des anderen werten
Wenn uns jemand kritisiert, bedeutet das, dass derjenige Interesse an uns, unserer Meinung und unserem Standpunkt hat. Die geäußerte Kritik soll uns womöglich lediglich auf etwas aufmerksam machen, an dem wir arbeiten sollten. Und zwar nicht, um uns zu ärgern oder persönlich anzugreifen, sondern um uns die Chance zu geben, unser eigenes Handeln zu reflektieren und ggf. zu ändern.
Wenn dich also künftig jemand kritisieren sollte, solltest du das als Anteilnahme werten, nicht als Angriff. Die Kritik bietet dir die Möglichkeit, dich selbst zum Besseren zu verändern, also dein Handeln zu optimieren. Und das ist doch eigentlich etwas Gutes!
5.) Kritik gezielt hinterfragen
Im Umgang mit Kritik ist es wichtig, die Kritik zu hinterfragen. Wenn dich nächstes Mal jemand kritisiert, solltest du denjenigen daher auffordern, seine Kritik zu konkretisieren. Schließlich kannst du nur so in Erfahrung bringen, worauf sich die Kritik stützt und wie du diese konkret umsetzen könntest – sofern sie überhaupt gerechtfertigt ist.
Im Anschluss daran solltest du über das Gesagte nachdenken und dir die Frage stellen, ob der Kritiker womöglich in einigen Belangen recht hat. Hierbei solltest du natürlich ehrlich zu dir selbst sein. Sich eigene Fehler einzugestehen, ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Dadurch zeigst du, dass du konstruktive Kritik annehmen und umsetzen kannst. Und dies wiederum zeugt von Stärke und persönlicher Reife.
Und sollte die Kritik nicht gerechtfertigt sein, nimmst du dem Kritiker mit dem Hinterfragen ganz schnell den Wind aus den Segeln. Wer nur um des Kritisierens willen kritisiert, wird schließlich ganz leicht ins Straucheln geraten, wenn er die Kritik konkretisieren soll.
6.) Tief durchatmen und Gegenfrage stellen, um Zeit zu gewinnen
Eine Gegenfrage ist also immer ein gutes Mittel, um auszuloten, wie stichhaltig die Kritik ist. Außerdem beschert einem das gezielte Hinterfragen die Möglichkeit, zunächst einmal tief durchzuatmen, Abstand zu bekommen und Zeit zu gewinnen. Und das ist äußerst hilfreich, um souverän auf Kritik zu reagieren. In solchen Situationen müssen wir uns nämlich immer erst abkühlen, um auf eine sachliche Ebene zu kommen.
Es ist daher immer ratsam, auf Kritik mit einer Gegenfrage zu reagieren und dadurch Zeit zu gewinnen. Das schützt dich davor, womöglich zu impulsiv und zu hitzig auf die Kritik zu reagieren. Im zweiten Schritt solltest du dann über die Kritik nachdenken und dich fragen, womit der Kritiker womöglich recht haben könnte.
7.) Kritik als Chance betrachten
Generell sollte man Kritik immer als Chance sehen – nicht als Angriff. Falls dir das schwerfällt, führe dir vor Augen, dass du ohne kritische Äußerungen anderer Personen gar nicht wüsstest, wie du auf andere wirkst und somit auch keine Möglichkeit hättest, Dinge zu ändern und ggf. besser zu machen. Konstruktive Kritik ist nämlich wichtig, um sich persönlich weiterzuentwickeln und zu verbessern. Du solltest daher stets im Hinterkopf behalten, dass Kritik im Grunde nur ein Feedback und die Meinung eines anderen ist. Du musst dich also nicht sofort in eine Verteidigungsposition bringen, sondern solltest die Kritik als etwas Positives, quasi eine kostenlose Empfehlung werten, um besser zu werden. Das Mantra im Falle von Kritik sollte lauten: „Was für eine tolle Gelegenheit dazuzulernen“.
8.) Selbstkritik üben
Der Umgang mit Kritik lässt sich ganz einfach auch anhand von Selbstkritik üben. Wenn du dich selbst immer wieder kritisch hinterfragst, lernst du auch mit der Kritik anderer in positiver Weise umzugehen. Denn: Wer sich mit den eigenen Leistungen kritisch auseinandersetzen kann, dem fällt es auch leicht, Kritik anderer anzunehmen und das Beste für sich herauszuziehen.
9.) Nicht rechtfertigen
Wer kritisiert wird, sollte es tunlichst vermeiden sich zu rechtfertigen – auch wenn das meistens der erste Impuls ist, der sich in uns regt. Aber: Rechtfertigungen klingen immer nach Abwehr und der Suche nach einem anderen Schuldigen. Wer versucht, sich rauszureden oder die Schuld gar auf andere abzuwälzen, wirft kein gutes Bild auf sich und wirkt alles andere als souverän.
10.) Kritik nicht einfach hinnehmen
Man sollte sich also nicht rechtfertigen. Aber: Man sollte Kritik auch nicht einfach hinnehmen. Wenn du also kritisiert wirst, solltest du stets in irgendeiner Form auf die vorgebrachte Kritik reagieren und sie nicht einfach still hinnehmen. Um nicht zu impulsiv zu reagieren, sondern souverän und angemessen Stellung zu beziehen, hilft es, wie unter Punkt 6 aufgeführt, tief durchzuatmen und zunächst eine Gegenfrage zu stellen. Solltest du mehr Zeit zum Nachdenken benötigen, kannst du dies ebenfalls ohne Bedenken äußern. Kritik muss schließlich manchmal erst sacken. Wenn du um Bedenkzeit bittest, hältst du dir aber die Möglichkeit einer späteren Reaktion offen und signalisierst, dass du die Kritik zur Kenntnis genommen hast und dich damit auseinandersetzen wirst.
11.) In die Zukunft schauen
Wenn Kritik geäußert wird, geht es in der Regel um Dinge, die bereits geschehen sind. Daher bringt es nichts, mit den Dingen zu hadern. Handlungen und Entscheidungen, die in der Vergangenheit liegen, lassen sich schließlich in der Regel nicht mehr ändern. Daher solltest du, wenn du kritisiert wirst, nicht lamentieren, sondern stattdessen in die Zukunft blicken. Es geht schließlich (zumindest meistens) nicht darum, bereits Geschehenes wiedergutzumachen, sondern den Grund für die Kritik in der Zukunft zu vermeiden. Du solltest die konstruktive Kritik also nutzen, um dich selbst zu hinterfragen und aus vermeintlichen Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Denn wie bereits erwähnt: Kritik an sich ist nichts Schlechtes. Wir müssen nur richtig damit umgehen, dann kann sie uns sogar bereichern!
12.) Kritiker als Trainingspartner sehen, nicht als Gegner
Kein Mensch ist perfekt. Daher wird es immer jemanden geben, der etwas an einem auszusetzen hat. Man kann es eben, wie bereits erwähnt, niemals jedem recht machen. Daher sollte man sich von Kritik auch weder einschüchtern noch runterziehen lassen. Vielmehr sollte man Kritiker nicht als Gegner betrachten, sondern als Trainingspartner. Denn: Der Kritiker gibt einem die Chance zu lernen, gelassen und reif mit Kritik umzugehen.
Wenn du deinen Kritiker also als Trainingspartner betrachtest und dich nicht direkt und persönlich durch seine Kritik angegriffen fühlst, fällt es dir wesentlich leichter, angemessen auf die Kritik zu reagieren. Führe dir also stets vor Augen, dass der Kritiker dir dabei hilft, die Bestleistung aus dir herauszukitzeln. Denn wenn du konstruktiv auf Kritik reagierst und deine Lehren daraus ziehst, hat das Ganze in der Tat einen positiven Trainingseffekt auf dich – und deine gesamte Persönlichkeitsentwicklung!
3 Tipps, um mit destruktiver Kritik umzugehen
1.) Kommentar des Kritikers gedanklich auf einen Spiegel schreiben
Nicht immer ist Kritik angebracht. Es gibt jedoch Menschen, die kritisieren liebend gerne einfach nur um des Kritisierens willen. An dieser Stelle ist es getrost erlaubt, auf Durchzug zu stellen.
Leider gibt es jedoch Menschen, die sind dermaßen penetrant und laut, dass sie nicht zu überhören sind – obgleich sie rein gar nichts Stichhaltiges zu sagen haben. Um sich von dieser destruktiven Kritik nicht runterziehen zu lassen, sollte man den überflüssigen Kommentar des Kritikers in Gedanken auf einen Spiegel schreiben und sich ausmalen, wie man diesen Spiegel mit samt dem Kommentar mit einem großen Hammer in tausend kleine Stücke zerschlägt. Du wirst überrascht sein, wie gut diese Strategie funktioniert!
2.) Humor zunutze machen
Wenn dich jemand immer wieder mit destruktiver Kritik nervt, solltest du ihn einfach nicht mehr ernst nehmen. Wer permanent destruktive Kritik äußert, macht sich im Grunde nämlich selbst lächerlich. Humor ist daher auch die beste Art und Weise, solchen Kritikern zu begegnen.
Um dir von destruktiver Kritik nicht den Tag verderben zu lassen, solltest du dir eine Comicfigur aussuchen, die am besten auf den Kritiker passt. Dann stellst du dir gedanklich ganz lebendig vor, wie die Kritik mit der typischen Stimme und dem typischen Tonfall aus dem Mund der Comicfigur kommt. Je besser dir die Vorstellung gelingt, desto weniger ernst wirst du die Kritik nehmen. Humor ist also die beste Art, gelassen auf – wohlgemerkt destruktive – Kritik zu reagieren!
3.) Gedanken aufschreiben – unzensiert!
Und sollte das alles nichts nutzen, kannst du deinem Ärger über die permanente destruktive Kritik auch in einem Brief Luft machen. Schreibe einfach auf, was dir gerade durch den Kopf geht und lasse deinen Ärger raus – unzensiert. Anschließend verbrennst du den Brief symbolträchtig. So gehen die Kritik und dein Ärger darüber gleichermaßen in Luft auf!
Fazit
Zugegeben, mit Kritik umzugehen, ist keineswegs einfach. Denn wer wird schon gern kritisiert!? Wichtig ist, die Kritik nicht persönlich zu nehmen. Wer versucht die Argumente mit einer gewissen emotionalen Distanz nachzuvollziehen, ist in der Lage angemessen und souverän auf die Kritik zu reagieren. Außerdem hilft es, kritisch mit sich selbst zu sein und Kritik als etwas Positives zu betrachten. Destruktive Kritik hingegen darf getrost ausgeblendet werden. Wer andere lediglich um des Kritisierens willen kritisiert, wirft damit im Grunde lediglich ein schlechtes Bild auf sich selbst.
- FOCUS ONLINE: Mit Kritik umgehen: Mit diesen Tipps gelingt es https://praxistipps.focus.de/mit-kritik-umgehen-mit-diesen-tipps-gelingt-es_117427 (abgerufen am 26. Juni 2020)
- impulse.de: So reagieren Sie souverän auf Kritik https://www.impulse.de/management/selbstmanagement-erfolg/mit-kritik-umgehen/3563879.html (abgerufen am 26. Juni 2020)
Unsere Autorin Patricia Schlösser-Christ studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und arbeitete anschließend an der Volkshochschule Worms. Als Kulturanthropologin M.A. widmet sie sich seither dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung / Weiterbildung und hat dabei auch die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt stets im Blick.