Arbeitslosigkeit kann jeden treffen. Die Arbeit zu verlieren, ist eine einschneidende Erfahrung. Oft dauert es Jahre, bis ein neuer Job gefunden ist. Manchmal verzweifeln Bewerber, wenn Absage auf Absage folgt. Sie stecken sprichwörtlich den Kopf in den Sand. Mutlosigkeit und Niedergeschlagenheit wirken sich auf die Psyche aus. Irgendwann scheint die Lage vollkommen hoffnungslos. Nach 12 Monaten ohne Erwerbsarbeit gilt man bereits als langzeitarbeitslos. Mit diesem 10 Strategien schaffst du, es deine Kräfte zu mobilisieren und wieder auf die Beine zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Tipp 1: Deine psychische Gesundheit erhalten
- Tipp 2: Erweitere dein Netzwerk!
- Tipp 3: Engagiere dich ehrenamtlich!
- Tipp 4: Schärfe dein Profil in sozialen Netzwerken!
- Tipp 5: Beweise dich mit einem Expertenblog im Internet!
- Tipp 6: Bleib fachlich auf dem Laufenden!
- Tipp 7: Optimiere deine Bewerbungsunterlagen!
- Tipp 8: Suche aktiv Kontakt zu Firmen!
- Tipp 9: Bemüh dich um eine Umschulung!
- Tipp 10: Überlege, ob Selbständigkeit in Frage kommt!
Die eine todsichere Strategie, um der Langzeitarbeitslosigkeit endlich zu entgehen, gibt es leider nicht. Falls du Bewerber im ALG 2 bist, ist der beste Tipp: Fahre nicht eingleisig. Du sollte unbedingt aktiv nach Arbeit suchen, dich aber gleichzeitig weiterbilden und ehrenamtlich engagieren. Das hilft, die gefürchtete Lücken im Lebenslauf zu schließen.
Tipp 1: Deine psychische Gesundheit erhalten
Damit du diese Aufgaben bewältigen kannst, brauchst du Kraft, Energie und Selbstbewusstsein. Kaum jemand macht sich bewusst, wie viel Druck jemand in Langzeitarbeitslosigkeit ausgesetzt ist. Es ist nicht einfach, immer wieder Bewerbungen zu schreiben und mit Absagen zurechtkommen. Dazu kommt die finanzielle Not. Kritik gibt es oft vom Freundeskreis oder aus der Familie obendrauf. Dabei quälen sich die meisten Arbeitslosen ohnehin mit Selbstzweifeln und Vorwürfen. Zusätzlich musst du dich als sogenannter Hartz 4-Empfänger mit einem ganzen Berg Vorurteilen herumschlagen. Die sind auch in den Köpfen von Arbeitgebern verankert und müssen entkräftet werden.
Gängige Zuschreibungen:
- Langzeitarbeitslose sind faul.
- Langzeitarbeitslose sind Teamarbeit nicht gewöhnt.
- Langzeitarbeitslose sind nicht belastbar.
Dagegen musst du angehen und zeigen, dass du fleißig, teamfähig und belastbar bist.
Arbeite an deiner körperlichen Fitness!
Sport baut Stress ab und setzt Glückshormone frei. Das tut gut und motiviert. Durch die äußerlich sichtbaren Veränderungen wird dein Selbstwertgefühl aufgebaut. Du fühlst dich wieder wohl in deiner Haut. Fitness muss nicht unbedingt (viel) Geld kosten. Um Walken zu gehen, brauchst du nur festes Schuhwerk. Vielleicht gibt es in deiner Gegend auch Vereine, denen du dich anschließen kannst. Das kann ein Wanderverein, ein Fußballverein oder ein Handballverein sein. In der Gruppe trainiert man motivierter. Erfolge stärken das Ego. (Positiver Nebeneffekt: Du kommst unter Leute und knüpfst neue Kontakte. Dadurch entwickelt sich ein Netzwerk.)
Hol dir die Kontrolle über dein Leben zurück!
Sorgen, kein Geld, keine Perspektive. Wenn Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit die Oberhand gewinnen, leben viele Langzeitarbeitslose strukturlos vor sich. Besonders gefährlich ist diese Situation für diejenigen, die keinen Halt in einer stabilen Partnerschaft oder bei guten Freunden finden. Sie rauchen und trinken zu viel, ernähren sich ungesund und machen die Nacht zum Tag. Manche verlieren sich in Reality Shows im Fernsehen oder betäuben ihre Gedanken mit Videogames. Dieser ungesunde Lebenswandel hinterlässt Spuren. Friseurbesuche und Körperpflege werden vernachlässigt. Irgendwann ist das Selbstwertgefühl im Keller.
- Gewöhne dich wieder an einen „normalen“ Tag-Nacht-Rhythmus: Steh morgens zu einer festen Zeit auf und beende den Tag so, dass du mindestens sieben bis acht Stunden Schlaf bekommst.
- Dusche nach dem Aufstehen und kümmere dich um deine Körperpflege (Rasur, Zahnpflege, Make-up). Mach dich zurecht und kleide dich an, als würdest du zur Arbeit aufbrechen.
- Geh regelmäßig zum Friseur.
Kümmere dich um Freunde und Familie!
Ein Sozialleben bedeutet gesellschaftliche Teilhabe. Versuch, dir deine Offenheit anderen Menschen gegenüber zu erhalten. Halte Kontakt zu deinen Eltern, deinen Großeltern und kümmere dich um deine Kinder und andere wichtige Menschen, egal, ob sie in der Nähe oder weiter weg leben. Das sollte nicht nur virtuell, sondern auch im Real Life passieren. Es ist wichtig, dass du dich unter Menschen bewegst.
Fang an, Bücher zu lesen!
Bücher stoßen Veränderungen an. Sie öffnen neue Welten und beflügeln unsere Vorstellungskraft. Das erhält deine Kreativität. Zugleich zeigt es dir, wie unterschiedlich man mit Schwierigkeiten umgehen kann. Aus Biografien erfolgreicher Unternehmer kannst du eine Menge zum Thema Scheitern und Erfolg lernen. Fachbücher erweitern dein Wissen. Populärwissenschaftliche Bücher bieten Stoff für Small Talk, den du beruflich und privat brauchen kannst. Außerdem zeigen sie, wie man trockene Stoffe spannend verpackt.
Tipp 2: Erweitere dein Netzwerk!
Wer berufstätig ist, kommt ganz automatisch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Personen in Kontakt. Man begegnet Kollegen, Kunden, Geschäftspartnern. Arbeitslose kämpfen häufig mit Einsamkeit, es sei denn, sie haben Familie und einen stabilen Freundeskreis in unmittelbarer Nähe. Erweitere dein Netzwerk. Wenn du dich einem Sportverein anschließt, gewinnst du beim gemeinsamen Schwitzen, Spielen beziehungsweise Sporttreiben automatisch neue Bekanntschaften. Zum einen trainiert das deine kommunikativen Fähigkeiten. Du bist gezwungen, dich mit unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen auseinanderzusetzen, diskutierst und gehst Kompromisse ein. Zum anderen ergibt sich möglicherweise über Beziehungen und Tipps von Bekannten die Chance auf einen neuen Job.
Tipp 3: Engagiere dich ehrenamtlich!
Durch eine zusätzliche ehrenamtliche Tätigkeit beweist du, dass du gern mit Menschen arbeitest. Das zeigt, du bist aktiv und nutzt deine Zeit sinnvoll. Außerdem trägst du in einem bestimmten Bereich die Verantwortung. Du lernst neue Dinge und bleibst in deiner Entwicklung nicht stehen. Gleichzeitig setzt du deine Kraft sinnvoll zum Wohl der Gesellschaft ein. Selbstverständlich kannst du deinen Lebenslauf um diese Erfahrungen ergänzen. Bitte um eine Referenz, nachdem du eine gewisse Zeit ehrenamtlich tätig gewesen bist. Das Dokument kannst du zu deinen Unterlagen legen. Potentiellen Arbeitgebern signalisiert das, dass du engagiert bist, nicht aufgibst und dich durchbeißt.
So findest du ehrenamtliche Tätigkeiten:
- Du kannst zahlreiche caritative Organisationen wie die Caritas, Diakonie, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unterstützen. Im sozialen Bereich kommt eine Unterstützung der TAFELN in Frage. In Seniorenheimen sind Menschen, die vorlesen, Gesellschaft leisten oder mit den Bewohnern Spiele spielen, gern gesehen. Örtliche Tierheime leiden an chronischer Unterbesetzung. Wenn du tierlieb bist, wende dich an den Tierschutzverein. Helfende Hände zum Streicheln, Schmusen, Putzen und Gassi gehen werden dort immer gebraucht.
- Punkte als langzeitarbeitsloser Senior mit deiner Berufs- und Lebenserfahrung: Der SES (Senior Experten Service) ist weltweit aktiv. Wenn du flexibel, offen und reisefreudig bist, kannst du dich zum Beispiel handwerklich oder im medizinisch-sozialen Zweig im Bildungswesen einbringen. Informier dich hier: SES.
Tipp 4: Schärfe dein Profil in sozialen Netzwerken!
Soziale Netzwerke sind nicht nur gut, um Langeweile totzuschlagen. Nutze sie für dein berufliches Vorwärtskommen. Es ist egal, ob du Einzelhandelskauffrau, Kulturwissenschaftler mit Master-Abschluss, Friseur oder Verfahrenstechniker bist. Falls du noch keine Accounts auf den beruflichen Netzwerken LinkedIn und Xing hast, wird es Zeit. Dort kannst du unkompliziert auf dich und deine Expertise aufmerksam machen. Verwende ein sympathisches, möglichst professionell erstelltes Profilbild, auf dem du gut zur Geltung kommst. LinkedIn und Xing sind berufliche Netzwerke. Präsentiere dich dort möglichst aussagekräftig mit deinen fachlichen Kenntnissen und deiner bisherigen Berufserfahrung.
Falls du in Gruppen mit deiner Erfahrung und deinem Wissen weiterhelfen kannst, bring dich ein. Als arbeitsloser Gärtner kannst du sicher Hobbygärtnern den einen oder anderen guten Tipp geben. Bis du handwerklich begabt, unterstütze Heimwerker, die bei Renovierungsarbeiten feststecken. Achte bei deinen Social Media-Beiträgen auf komplette Sätze, eine ordentliche Rechtschreibung und eine vernünftige Ausdrucksweise.
Tipp 5: Beweise dich mit einem Expertenblog im Internet!
Egal, welchen Beruf du gelernt beziehungsweise welches Studium du absolviert hast: Dabei hast du Fachwissen erworben. Im Idealfall hast du vor deiner Arbeitslosigkeit Berufserfahrung gesammelt. Dieses geballte Know-how kannst du nutzen, um dir durch einen Expertenblog einen Namen zu machen. Finde deine Nische und fang an zu bloggen!
Du bist arbeitsloser Reiseverkehrskaufmann? Zeige, warum Reisefreudige deinen Rat einholen sollten statt ihren Urlaub im Internet selbst zu buchen. Gib wertvolle Tipps, teile dein Expertenwissen und ergreife die Möglichkeit zur Selbstpräsentation, um potentielle Arbeitgeber auf dich aufmerksam zu machen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Blog durch Professionalität und Fachwissen überzeugt. Dann kannst du bei Bewerbungen in deinem Lebenslauf ebenfalls darauf verweisen.
Tipp 6: Bleib fachlich auf dem Laufenden!
Das Führen eines Blogs bietet dir reichlich Gelegenheit, das Wissen anzuwenden. Allerdings ist Schreiben nicht jedermanns Sache. Abschlüsse und Zertifikate verlieren schnell an Wert. Versuch, zumindest einigermaßen fachlich auf dem Laufenden zu bleiben, indem du dich weiterbildest. Dabei hilft die Lektüre von Fachliteratur. Vielleicht kannst du dein Wissen privat einsetzen und im Freundeskreis in der Praxis anwenden.
Tipp 7: Optimiere deine Bewerbungsunterlagen!
Sind deine Bewerbungsunterlagen vollständig, frei von Rechtschreibfehlern und Ausdrucksproblemen? Zu einer „klassischen“ Bewerbung auf Papier gehören:
- Anschreiben
- Deckblatt
- Foto
- Lebenslauf
- Zeugnisse
- Referenzen
Entscheidend sind passgenau auf das Unternehmen zugeschnittene Bewerbungsunterlagen. Mach nicht den Fehler, alle möglichen Unternehmen mit einer Art Massenbewerbung zuzupflastern! Das erhöht deine Jobchancen nicht. Manchmal hört man frustrierter Bewerber sagen: „Ich habe schon über 70 Bewerbungen geschrieben. Ohne Erfolg.“ Nicht die Menge der Bewerbungen führt zum neuen Job, sondern die durchdachte, perfekt zu der Stelle passende Bewerbung. Zu sehr übertreiben oder lügen solltest du nicht. Aber du darfst dich so gut verkaufen wie möglich.
- Telefoniere mit der Firma, geh zum „Tag der offenen Tür“ oder zum Messestand und sammele Informationen.
- Analysiere, was deine Wunschfirma braucht und welche Schwierigkeiten dort aktuell beseitigt werden müssen.
- Biete dich in einem individuell formulierten Anschreiben als „Problemlöser“ an.
„Eine Top-Bewerbung ist ein maßgeschneiderter Aschenputtel-Schuh: Sie darf nur an den Fuß dieser einen Firma passen.“ – Karriereberater Martin Wehrle
Tipp 8: Suche aktiv Kontakt zu Firmen!
Verlasse dich nicht nur auf Stellenanzeigen in Tagespresse und Internet oder auf deinen Arbeitsberater im Job Center. Es gibt viel mehr freie Stelle zu besetzen, als dort ausgeschrieben sind. Du erfährst davon zum Beispiel auf Karriereseiten oder auf den Websites der Unternehmen. Oder versuch es gleich mit einer Initiativbewerbung. Dann ist die Konkurrenz viel kleiner. Rufe für dich interessante Firmen an und frage nach, ob Stellen in deinem Arbeitsbereich zu vergeben sind. Falls ja, bewirb dich. Informiere dich darüber, wo eine Jobmesse stattfindet, und welche Unternehmen einen „Tag der offenen Tür“ anbieten. Entweder du vereinbarst vorab Termine oder du sprichst die Vertreter der Firma vor Ort spontan an. Sicherer ist allerdings ein vorheriger Telefonkontakt. Nutze die Chance, dort mit Wissen und Engagement zu punkten. Stell Fragen. Was auch ein Türöffner sein kann: Signalisiere Bereitschaft, drei Tage kostenlos auf Probe zu arbeiten.
Tipp 9: Bemüh dich um eine Umschulung!
Wenn all das keinen Erfolg hat, wird es Zeit, umzudenken. Vielleicht ist dein bisheriger Beruf nicht mehr so gefragt wie früher. Durch wirtschaftliche und technische Veränderungen geht die Nachfrage in bestimmten Bereichen zurück. Ohne Qualifikationen ist es schwer, in einem anderen Bereich Fuß zu fassen. Eine Umschulung ist eine sinnvolle Alternative. Wende dich an die Arbeitsagentur und erkundige dich nach den Möglichkeiten. Damit dir eine Umschulung tatsächlich neue Perspektiven eröffnet, sollte sie zu deinem bisher ausgeübten Beruf und deinen Interessen passen. Gleichzeitig sollte es sich um eine zukunftsträchtige Tätigkeit handeln.
Tipp 10: Überlege, ob Selbständigkeit in Frage kommt!
Kommt eine freiberufliche Tätigkeit für dich in Frage? Könntest du dir vorstellen, ein Unternehmen zu gründen? Vielleicht spielst du schon länger mit dem Gedanken, dich mit einem eigenen Unternehmen selbständig zu machen. Am Anfang steht die Idee. Aber um als Unternehmer erfolgreich zu sein, reicht das allein nicht. Du solltest unter anderem über Ehrgeiz, Planungsgeschick, kaufmännliche Kenntnisse, viel Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen verfügen. Gerade am Anfang gehören Rückschläge dazu. Lass dich am besten zunächst umfassend von der Arbeitsagentur beraten. Der Service ist kostenlos. Sehr hilfreich ist die Broschüre GründerZeiten 16, die du hier herunterladen kannst.
Die Arbeitsagentur unterstützt dich unter bestimmten Voraussetzungen mit Fördermitteln und Zuschüssen. Dazu zählen:
- Einstiegsgeld
- Gründungszuschuss
- Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS)
- Süddeutsche Zeitung: Raus aus der Arbeitslosigkeit: Nur nicht verunsichern lassen https://www.sueddeutsche.de/karriere/raus-aus-der-arbeitslosigkeit-nur-nicht-verunsichern-lassen-1.1013441 (abgerufen am 10. Juli 2020)
- RP ONLINE: 10 Tipps zum Umgang mit Arbeitslosigkeit https://rp-online.de/leben/beruf/10-tipps-zum-umgang-mit-arbeitslosigkeit_iid-8745693 (abgerufen am 10. Juli 2020)
- kununu.com: Raus aus der Arbeitslosigkeit – Nutze deine Chance! https://news.kununu.com/raus-aus-der-arbeitslosigkeit-nutze-deine-chance/ (abgerufen am 10. Juli 2020)
Patrick hat 2014 Mein-wahres-Ich.de gegründet und schreibt seitdem aktiv über Karriere- und Finanzthemen. Er entwickelte außerdem den komplexen Berufstest und den IQ-Test.