Es ist schon ungerecht. Es gibt Berufe, da rackert und rennt man den ganzen Tag und erhält doch nur einen „Hungerlohn“. Demgegenüber stehen Jobs, die (zumindest körperlich) deutlich weniger anstrengend sind, aber fürstlich entlohnt werden. Augen auf bei der Berufswahl, lautet daher die Devise. Welche Berufe besonders lukrativ sind, darüber gibt jedes Jahr der Gehaltsatlas des Online-Portals gehalt.de Aufschluss. Welcher Job der bestbezahlte ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Der Gehaltsatlas
Für den Gehaltsatlas wurden 750.848 Gehaltsangaben der Portale gehalt.de, gehaltsvergleich.com sowie des Beratungsunternehmens Compensation Partner ausgewertet. Herangezogen wurden die Gehälter der letzten zwölf Monate.
40 Prozent der Gehaltsangaben stammen hierbei von Frauen, 60 Prozent von Männern. Bei 93 Prozent der Befragten handelt es sich um Fachkräfte ohne Personalverantwortung.
Die Gehaltsunterschiede sind laut Gehaltsatlas-Studie zuweilen enorm. Die bestbezahlte Berufsgruppe verdient auf das Jahr gerechnet rund 100.000 Euro mehr als die am schlechtesten bezahlte Berufsgruppe.
In welchem Job man am meisten verdient und welche Berufsgruppe im Vergleich zur bestbezahlten Berufsgruppe tatsächlich für einen Hungerlohn arbeitet, das erfahrt ihr im Folgenden.
Die Top 10 der bestbezahlten Berufe
Berufsgruppe | Ø Jahresgehalt | Median* |
---|---|---|
1. Oberarzt bzw. Oberärztin | 121.207€ | 116.937€ |
2. Facharzt/Fachärztin | 82.406€ | 78.004€ |
3. Fondsmanager/in | 84.025€ | 75.793€ |
4. Corporate Finance Manager/in | 83.812€ | 75.420€ |
5. (Key) Account Manager/in | 77.039€ | 72.609€ |
6. Patentingenieur/in | 79.540€ | 71.983€ |
7. Versicherungsingenieur/in | 74.028€ | 70.963€ |
8. Regionalverkaufsleiter/in | 78.359€ | 70.838€ |
9. Syndikus, Justitiar/in | 74.571€ | 68.959€ |
10. Vertriebsingenieur/in | 72.632€ | 68.058€ |
Im Durchschnitt verdient ein Oberarzt also 121.207 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Gehalt für Fach- und Führungskräfte ohne Personalverantwortung liegt laut Gehaltsatlas-Studie bei 44.000 Euro brutto jährlich.
Die Flop 10 der am schlechtesten bezahlten Berufe
Natürlich möchten wir euch auch die am schlechtesten bezahlten Berufe nicht vorenthalten. Die Jahresgehälter der am schlechtesten bezahlten Berufe fallen im Vergleich zu den Jahresgehältern der bestbezahlten Berufe eher ernüchternd aus.
Die Gehaltsunterschiede sind also in der Tat enorm. Ein Oberarzt verdient auf das Jahr gerechnet rund 100.000 Euro mehr als ein Zimmermädchen oder ein Restaurantangestellter.
Berufsgruppe | Ø Jahresgehalt | Median |
---|---|---|
1. Zimmerservice | 20.641€ | 19.373€ |
2. Restaurant / Küche | 21.342€ | 20.045€ |
3. Friseur/in | 22.816€ | 21.408€ |
4. Kellner/in | 23.239€ | 22.272€ |
5. Call Center | 27.810€ | 24.778€ |
6. Kassenpersonal | 26.740€ | 24.842€ |
7. Rezeptionist/in | 26.776€ | 24.989€ |
8. Koch/Köchin | 27.089€ | 25.570€ |
9. Zahnarzthelfer/in | 28.664€ | 26.925€ |
10. Berufskraftfahrer/in | 28.775€ | 27.001€ |
Wie sich die Unterschiede begründen lassen
In erster Linie spielen natürlich die Dauer und die Intensität der Ausbildung eine Rolle. Betrachtet man die Top 10 der bestbezahlten Jobs näher, stellt man fest, dass die Meisten dieser Top-Berufe ein Studium voraussetzen. Die am schlechtesten bezahlten Berufe hingegen können größtenteils auch ohne entsprechende Ausbildung ausgeübt werden. Die hohen Gehaltsunterschiede resultieren also in erster Linie aus dem Bildungshintergrund.
Des Weiteren spielt jedoch immer auch die jeweilige Branche eine Rolle. Die Top-Branchen der Pharma- und Automobilindustrie sowie das Bankenwesen warten beispielsweise mit deutlich attraktiveren Löhnen auf als der Einzelhandel oder das Hotel- und Gaststättengewerbe.
Hinzu kommt das Prestige, mit dem ein Beruf verbunden ist. Ärzte respektive Oberärzte genießen ein deutlich höheres Ansehen als beispielsweise Zimmermädchen oder Call-Center-Agenten. Zudem sind gerade medizinische Berufe mit einer großen Verantwortung verbunden. Auch das schlägt sich natürlich auf den Verdienst nieder.
Welche Faktoren sich noch auf die Gehaltshöhe auswirken
Neben der Ausbildung, der Branche und dem Prestige kann als weiterer Faktor die jeweilige Region angeführt werden, in der ein Unternehmen angesiedelt ist. Lebenshaltungskosten und Mietpreise spielen bei der Gestaltung der Löhne ebenso eine Rolle wie die Anzahl von Unternehmen, die in einer Region ihren Sitz haben. Bayern, Hessen und Baden-Württemberg gelten dem Gehaltsatlas zufolge als die lohnstärksten Bundesländer. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen hingegen werden die geringsten Gehälter gezahlt. Überhaupt erhalten Berufstätige in den neuen Bundesländern im Vergleich zum Bundesdurchschnitt teilweise immer noch bis zu 24 Prozent weniger Lohn.
Begründen lassen sich die verhältnismäßig geringen Gehälter in den neuen Bundesländern damit, dass kapitalstarke Firmen ihren Sitz in den alten Bundesländern haben. In den neuen Bundesländern sind vor allem kleine bis mittelgroße Unternehmen angesiedelt. Auch die Unternehmensgröße spielt also eine Rolle für die Höhe des Gehaltes. Eine ganz entscheidende sogar!
Last but not least kann also die Unternehmensgröße als Faktor angeführt werden. Dem Gehaltsatlas zufolge sind die Gehälter der Mitarbeiter bei Großunternehmen mit über 1.001 Mitarbeitern zum Teil doppelt so hoch wie die Gehälter der Mitarbeiter bei kleinen Unternehmen mit weniger als 21 Angestellten. Der Grund ist schnell erklärt. Große Unternehmen verfügen schlichtweg über ein größeres Kapital.
Fazit
Die Gehälter in Deutschland bemessen sich an verschiedenen Faktoren und schwanken zuweilen selbst innerhalb derselben Branche stark. Die Werte des Gehaltsatlas sind daher als Richtwert zu verstehen. Dennoch gibt der Gehaltsatlas einen sehr schönen Überblick darüber, welche Berufe eine gute Basis für ein sorgenfreies Leben bilden – zumindest finanziell sorgenfrei. Vor allem Schülern, die unschlüssig sind welchen Beruf sie nach ihrem Schulabschluss ergreifen möchten, kann der Gehaltsatlas als Entscheidungshilfe dienen. Einen direkten Gehaltsvergleich kannst du auch bei uns durchführen.
Jetzt interessiert uns natürlich eure Meinung! Sind die Gehaltsunterschiede gerechtfertigt? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
Unsere Autorin Patricia Schlösser-Christ studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und arbeitete anschließend an der Volkshochschule Worms. Als Kulturanthropologin M.A. widmet sie sich seither dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung / Weiterbildung und hat dabei auch die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt stets im Blick.