Wer kennt sie nicht, die bangen Minuten vor einem Bewerbungsgespräch, wenn einem das Herz bis zum Halse schlägt oder gar direkt in die Hose rutscht!? Krampfhaft versucht man die Nervosität in den Griff zu bekommen und zumindest halbwegs souverän rüberzukommen!
Doch selbst ein souveränes Auftreten ist kein Garant für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch. Der Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ist schmal, zu selbstsichere Aussagen können durchaus zum Bumerang werden. Es gilt also nicht nur die eigenen Nerven in den Griff zu bekommen, sondern auch noch den Spagat zwischen Understatement und Selbstdarstellung zu schaffen.
Damit das gelingt, möchten wir dir im Folgenden gerne einen kleinen Leitfaden für dein nächstes Bewerbungsgespräch an die Hand geben. Diese 25 Dinge solltest du bei einem Bewerbungsgespräch niemals sagen!
1.) „Dauert es noch lange?“
In den seltensten Fällen findet das Bewerbungsgespräch ohne vorherige Wartezeit statt. In der Regel bittet einen die Sekretärin oder ein Mitarbeiter noch einen Moment Platz zu nehmen, ehe man zum Gespräch gebeten wird. Bereits hier lauert das erste Fettnäpfchen. Wer zu ungeduldig ist, stellt sich nämlich in keinem guten Licht dar. Selbst wenn dir die Wartezeit wie eine Ewigkeit vorkommt, solltest du daher niemals fragen, wie lange es noch dauert. So könnte nämlich schnell der Eindruck entstehen, du hättest im Grunde etwas Besseres vor.
2.) „Es geht mir gut, aber…“
Zu Beginn eines Bewerbungsgespräches wird der Personaler versuchen, das Eis zu brechen. Er fragt womöglich, wie es dir geht oder ob du den Weg gut gefunden hast. Antworte immer kurz und knapp auf diese Fragen. Sie dienen lediglich als Eisbrecher und sollen keine Aufforderung zum Smalltalk sein. Weniger ist hier eindeutig mehr!
3.) „Nein, ich möchte nichts trinken.“
Zugegeben, auf den ersten Blick scheint diese Aussage harmlos und in dieser Liste fehl am Platz. Dennoch solltest du die Frage danach, ob du etwas trinken möchtest, besser immer mit „Ja, gerne“ beantworten. Zwar entscheidet der Fakt, ob du das Getränk, das Bewerbern meist zu Beginn des Gespräches angeboten wird, annimmst oder nicht selbstverständlich nicht über den Erfolg des Bewerbungsgespräches. Lässt du dir ein Getränk reichen, könnte dir das aber durchaus einen Vorteil bringen. Und zwar dann, wenn du einen Blackout hast. Ein Getränk kann dir in diesem Fall nämlich eine notwendige Verschnaufpause verschaffen. Denn: Wenn du merkst, dass du unsicher wirst, kannst du erst einmal einen Schluck Wasser oder Kaffee trinken und dich sammeln, bevor du auf eine womöglich heikle Frage antwortest.
4.) „Das schmeckt mir nicht“ oder „Haben Sie keinen bequemeren Stuhl für mich?“
Wie unter Punkt 3 erläutert, ist es ratsam, das Getränk anzunehmen, das man angeboten bekommt. Aber: Du solltest das Getränk niemals kritisieren. Ebenso wenig den Stuhl, auf dem du sitzt. Selbst wenn das Wasser noch so abgestanden, der Kaffee noch so dünn oder der Stuhl noch so unbequem ist. Kritik an der Gastfreundlichkeit des Unternehmens behältst du lieber für dich!
5.) „Das steht doch alles in meinem Lebenslauf.“
Zum Einstieg in das Bewerbungsgespräch werden die Bewerber oftmals gebeten, ihren Werdegang aufzuzeigen. Personaler möchten hierbei die Selbstpräsentation des Bewerbers überprüfen. Antworte auf diese Aufforderung daher niemals mit „Das steht doch alles in meinem Lebenslauf“. Ansonsten ist das Vorstellungsgespräch im Grunde bereits gelaufen, noch bevor es richtig begonnen hat.
6.) „Mein letzter Arbeitgeber war ein Idiot.“
Während des Bewerbungsgespräches wird man dich vielleicht fragen, weshalb du einen neuen Job suchst. An dieser Stelle solltest du dir lieber auf die Zunge beißen, anstatt über deine ehemaligen Kollegen oder deinen ehemaligen Vorgesetzten zu lästern! Selbst wenn es wahr ist und sie alle Idioten waren, zeugt es nicht gerade von gutem Stil, so etwas anzusprechen. Deinen potenziellen neuen Arbeitgeber dürfte es eher abschrecken. Schließlich muss er damit rechnen, dass du eines Tages auch schlecht über ihn reden wirst.
7.) „Ich habe bei meinem letzten Arbeitgeber gekündigt, weil die Arbeitsatmosphäre schlecht war.“
Auch wenn du deine ehemaligen Kollegen und deinen ehemaligen Vorgesetzen nicht direkt schlecht machst, kannst du dich auch mit der Aussage über eine schlechte Arbeitsatmosphäre in die Nesseln setzen. Schließlich wird der Personaler womöglich in Erwägung ziehen, dass du ein Teil des Problems warst und vielleicht zur schlechten Arbeitsatmosphäre beigetragen hast. Vermeide es also besser generell, dich negativ über deinen letzten Arbeitgeber zu äußern. Und vor allem: Rede niemals über Interna. Betriebesgeheimnisse auszuplaudern ist ein absolutes No-Go und wirft kein gutes Licht auf dich. Damit disqualifizierst du dich selbst.
8.) „Was wird meine Aufgabe sein?“
Mit dieser Frage kannst du dich gleich doppelt in die Nesseln setzen. Zum einen, da die Aufgabe in der Stellenanzeige, auf die du dich beworben hast, sicherlich klar definiert ist. Zum anderen könnte eine solche Frage womöglich den Eindruck erwecken, dass du unflexibel bist und in vorgegebenen Bahnen denkst. Schlimmstenfalls wird der Personaler sogar annehmen, dass du nicht dazu bereit bist, auch Mehrarbeit zu leisten.
9.) „Das weiß ich nicht.“
Auch wenn dich eine Frage des Personalers einmal ins Straucheln bringt, ist „Ich weiß es nicht“ definitiv die schlechteste Antwort. Versuche also, auf alle möglichen Fragen vorbereitet zu sein und präzise Antworten zu geben. Fällt dir nicht direkt eine gute Antwort ein, nimm einen Schluck aus dem Getränk, das man dir zu Beginn des Bewerbungsgespräches angeboten hat (siehe Punkt 3). Das verschafft dir ein wenig Zeit.
10.) „Meine größte Schwäche ist, dass ich zu ehrgeizig bin“ oder „Meine größte Schwäche ist mein Perfektionismus“
Ja, es stimmt, viele Ratgeber empfehlen diese oder ähnliche Antworten tatsächlich, wenn es um die Frage nach den eigenen Schwächen geht. Aber genau das ist auch das Problem! Personaler haben diese Antworten einfach schon viel zu häufig gehört. Es mag also sein, dass es vor Jahren einmal ganz originell war, so zu antworten, inzwischen sind diese Phrasen aber einfach viel zu abgedroschen. Wenn nach Schwächen gefragt wird, solltest du daher lieber ganz offen und ehrlich antworten und auf Phrasen verzichten. So kommst du deutlich authentischer rüber.
11.) „Über das Gehalt habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.“
Irgendwann im Laufe des Bewerbungsgespräches, meist gegen Ende, wird auch über das mögliche Gehalt und das Einstiegsdatum gesprochen. Du solltest dir also bereits im Vorfeld Gedanken machen und recherchieren, welcher Gehaltswunsch realistisch ist. Dass du dir über das Gehalt noch keine Gedanken gemacht hast, macht dich zwar einerseits sympathisch und lässt dich bescheiden wirken, gleichzeitig könnte man dir aber auch eine mangelnde Vorbereitung vorwerfen. Um das zu vermeiden, solltest du deinen Marktwert kennen. Wie du deinen Marktwert taxierst, erfährst du hier.
12.) „Wann kann ich mit einer Gehaltserhöhung rechnen?“
Wie bereits erwähnt ist es wichtig, sich nicht unter Wert zu verkaufen. Aber: Man sollte den eigenen Marktwert realistisch einschätzen. Wer zu hoch pokert, verliert. Frage daher niemals bereits beim Bewerbungsgespräch, wie schnell du mit einer Gehaltserhöhung rechnen kannst! Das wirkt nicht selbstbewusst, sondern überheblich und schreckt den potenziellen Arbeitgeber ab. Schließlich musst du dich erst einmal beweisen, bevor du deine Ansprüche geltend machen kannst.
13.) „Was verdienen Kollegen in derselben Position?“
Auch diese Frage solltest du dir unbedingt verkneifen, denn dadurch erweckst du womöglich den Eindruck, nicht gerade teamfähig zu sein. Abgesehen davon wirst du dich erst einmal beweisen müssen, bevor dein Gehalt dem Gehalt eines langjährigen Mitarbeiters angepasst wird. Direkt das gleiche Geld zu fordern, kann schnell als Überheblichkeit ausgelegt werden.
14.) „Wie schnell werde ich befördert?“
Auch hier gilt: Du musst dich erst einmal beweisen. Abgesehen davon vermittelst du mit dieser Frage den Eindruck, dass der ausgeschriebene Job ohnehin zu „minderwertig“ für dich ist. Und damit dürftest du ganz schnell raus aus dem Rennen sein.
15.) „Bekomme ich einen Firmenwagen?“
Selbst wenn du bei deinem vorherigen Arbeitgeber einen Firmenwagen hattest, solltest du beim Bewerbungsgespräch nicht danach fragen. Es sei denn natürlich, für die Stelle, um die es geht, ist ein Firmenwagen unbedingt erforderlich. Grundsätzlich sollten solche Dinge aber vom Arbeitgeber angesprochen werden.
16.) „Muss ich mich bei meinen Aufgaben immer mit meinem Chef abstimmen?“
Auch mit dieser Frage manövrierst du dich ins Aus. Schließlich schreibst du dir hierdurch Kompetenzen zu, die die Kompetenzen neuer Mitarbeiter definitiv übersteigen. Für jemanden, der neu in einem Unternehmen ist, sollte es vielmehr selbstverständlich sein, sich mit dem Chef abzustimmen. Nach und nach wird man dir vielleicht ohnehin mehr Kompetenzen einräumen. Bereits beim Bewerbungsgespräch danach zu fragen, ist unangemessen.
17.) „Kann ich ein bisschen eher kommen und dafür früher nach Hause gehen?“
Vorsicht, mit dieser Frage vermittelst du den Eindruck, einen Sonderstatus erlangen zu wollen. Wenn du schon auf die Arbeitszeiten eingehen möchtest, solltest du es geschickter anstellen und z.B. danach Fragen, ob es im Unternehmen auch Gleitzeitregelungen gibt.
18.) „Mein Ziel ist es, mich selbständig machen.“
Manchmal stellen Personaler gegen Ende eines Bewerbungsgespräches die Frage danach, wo man sich in fünf Jahren sieht oder welche Pläne man für die Zukunft hat. Vorsicht: Diese Fragen gehören zu den klassischen Fallen in einem Bewerbungsgespräch. Denn so findet dein potenzieller neuer Arbeitgeber heraus, ob du deine Zukunft tatsächlich in dem Unternehmen siehst, bei dem du dich beworben hast. Als Personaler wünscht man sich schließlich Jobkandidaten, die zu langjährigen Mitarbeitern werden können. Selbst wenn du dich eines Tages also selbständig machen möchtest, behältst du diese Ambitionen bei einem Bewerbungsgespräch besser für dich. Oder du versuchst es anders zu formulieren und sagst stattdessen z.B., dass du in den nächsten Jahren eine Position mit Personalverantwortung anstrebst.
19.) „Da muss ich rangehen.“
Bei einem Bewerbungsgespräch sollte dein Smartphone ausgeschaltet oder zumindest lautlos sein. Kein Personaler möchte unterbrochen werden. Schon gar nicht durch das Klingeln eines Telefons. Solltest du vor Aufregung tatsächlich vergessen dein Smartphone auszuschalten, gehe auf keinen Fall ran, wenn es klingelt! Entschuldige dich für die Störung und schalte das Telefon spätestens jetzt aus!
20.) „Überwachen Sie, ob Mitarbeiter während der Arbeitszeit privat im Internet surfen?“
Diese Frage wirft kein gutes Licht auf dich. Weshalb, versteht sich sicherlich von selbst! Private Dinge sind während der Arbeitszeit immer untersagt.
21.) „Nein, ich habe keine Frage.“
Auf den obligatorischen Satz „Haben Sie noch eine Frage?“ solltest du niemals mit „Nein“ antworten. Vielmehr bietet dir diese Frage die Chance, das Interesse an dem Unternehmen und das eigene Engagement noch einmal zu untermauern, indem du z.B. Fragen zur Unternehmenskultur, zu Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, etc. stellst. Stellst du keine Frage, könnte man dir das als mangelndes Interesse auslegen.
22.) „Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen?“
Punkt 22 knüpft noch einmal an Punkt 21 an. Zwar sollte man auf den Satz „Haben Sie noch eine Frage?“ nie mit „Nein“ antworten, gleichzeitig sollte man aber auch keine Fragen stellen, deren Antworten eigentlich bekannt sein müssten, weil entweder bereits darüber gesprochen wurde oder die Antworten im Vorfeld leicht zu recherchieren gewesen wären. Das gilt z.B. für die Frage nach der Anzahl der Mitarbeiter des Unternehmens.
23.) „Habe ich den Job?“
Dränge deinen Gesprächspartner nie zu einer Prognose. Die Frage „Habe ich den Job?“ wirkt überheblich und schießt eindeutig übers Ziel hinaus.
24.) „Erstatten Sie die Fahrtkosten?“
Falls du dich das tatsächlich fragen solltest, kläre diese Frage keinesfalls mit deinem Gesprächspartner im Bewerbungsgespräch. Die Fahrtkosten sind nichts, womit sich Personaler befassen möchten, sondern eine Angelegenheit fürs Sekretariat oder einen Assistenten. Wenn du im Vorstellungsgespräch danach fragst, könnte das den Anschein erwecken, die Fahrtkostenerstattung sei dir wichtiger als der Job.
25.) „Sind wir fertig?“
Beende das Bewerbungsgespräch niemals selbst! Warte, bis man sich von dir verabschiedet und bedanke dich dann für die Zeit deines Gesprächspartners!
Bei einem Bewerbungsgespräch lauern also viele Fallstricke. Erfahrene, gut geschulte Personaler brauchen nur wenige Fragen, um die Eignung potenzieller Jobkandidaten zu prüfen. Was du bei einem Bewerbungsgespräch nie sagen solltest, weißt du nun. Wie du dich optimal auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitest und wie du am besten auf die häufigsten Fragen antwortest, das erfährst du hier.
Fallen dir weitere No-Gos für ein Bewerbungsgespräch ein? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare!
- BUSINESS INSIDER: 15 Sätze, die Personaler im Vorstellungsgespräch nicht hören wollen https://www.businessinsider.de/karriere/bewerbung/saetze-die-ihr-nie-im-vorstellungsgespraech-sagen-solltet/ (abgerufen am 30. Juni 2020)
- StepStone: No-Go’s beim Vorstellungsgespräch https://www.stepstone.de/Karriere-Bewerbungstipps/fehler-im-vorstellungsgespraech/ (abgerufen am 30. Juni 2020)
Unsere Autorin Patricia Schlösser-Christ studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und arbeitete anschließend an der Volkshochschule Worms. Als Kulturanthropologin M.A. widmet sie sich seither dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung / Weiterbildung und hat dabei auch die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt stets im Blick.