Fällt es euch auch manchmal schwer, euch voll und ganz auf euren Gesprächspartner zu konzentrieren? Lasst ihr euch oftmals viel zu leicht ablenken, wenn ihr doch eigentlich einem Vortrag, einer Rede etc. lauschen wolltet? Dann haben wir im Folgenden 8 Tipps für euch, wie es euch gelingt eurem Gegenüber besser zuzuhören. Denn keine Bange: Zuhören lässt sich lernen!
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Hören ist nicht Zuhören
Bevor wir zu den konkreten Tipps für besseres Zuhören kommen, möchten wir noch kurz mit einem recht weit verbreiteten Missverständnis aufräumen. Denn: Hören ist nicht Zuhören. Wer etwas hört, hört schließlich nicht zwangsläufig auch zu. Sich einfach nur berieseln zu lassen, ist etwas ganz anderes als sich gezielt mit dem Gehörten auseinanderzusetzen.
Wohingegen Hören also eher Passivität impliziert, setzt Zuhören Aktivität voraus. Denn wer nur „hört“, hört häufig eben auch nur das, was er hören möchte. Die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, Zusammenhänge herzustellen und sich eine Meinung zu bilden oder Ideen zu entwickeln, tritt erst durch ein aktives Zuhören zutage.
Weshalb aktives Zuhören so wichtig ist
Vor allem im Berufsleben ist die Fähigkeit zuhören zu können von großer Bedeutung – und wird doch viel zu häufig unterschätzt. Denn wohingegen Unternehmen bei ihren Mitarbeitern Kommunikationsstärke voraussetzen, taucht „zuhören können“ in der Regel in keiner Stellenausschreibung als Einstellungskriterium auf. Dabei kann Kommunikationsstärke letztlich nur im Zusammenspiel mit einem ausgeprägten Zuhörvermögen funktionieren. Denn wer nur seine eigenen Ideen und Argumente vertritt und anderen nicht richtig zuhört, ist weder ein guter Teamplayer noch ein guter Verhandlungspartner. Wer sich am Verhandlungstisch von vornherein vor anderen Ansichten verschließt und gar nicht erst zuhört, manövriert sich damit selbst ins Aus. Denn Zuhören ist letztlich eine Form von Empathie – und zeugt somit von emotionaler Intelligenz. Nicht zuzuhören, zeugt dementsprechend eher vom Gegenteil. Und wer möchte schon Geschäfte mit jemandem machen, der jegliche Form von Empathie vermissen lässt!?
Gerade im Berufsleben ist das Zuhören somit essentiell – sei es um Wertschätzung zu zeigen, sei es um sich inspirieren zu lassen, sei es um gemeinsame Projekte voranzubringen, die Teamarbeit erfordern. Wer wirklich etwas zu sagen hat, muss erst einmal zuhören. Denn Zuhören hilft, Missverständnisse zu klären, unnötigen Streit zu vermeiden und gemeinsam die besten Ideen zu entwickeln. Zuhören ist somit einer der wesentlichen Schlüssel zum Erfolg.
Wie aktives Zuhören funktioniert
Aber wie funktioniert aktives Zuhören eigentlich? Nun, aktives Zuhören basiert im Grunde auf folgendem Handlungsablauf: beobachten, verstehen, handeln. Soll heißen: Zunächst lässt man den Gesprächspartner ausreden (beobachten), dann stellt man ggf. Rückfragen (verstehen) und nachdem man das Gesagte vollständig erfasst und verstanden hat, antwortet man darauf (handeln). Kein Hexenwerk, oder? Dennoch fällt es vielen Menschen schwer, diese eigentlich simplen Gesprächsregeln umzusetzen.
Wer dazu neigt, andere zu unterbrechen oder sogar gar nicht zu Wort kommen zu lassen, sollte sich daher zuallererst folgendes vor Augen führen: Bei Konversationen zwischen zwei oder mehreren Personen spricht man von Gesprächs“partnern“ – und zwar aus gutem Grund. Denn das Wort „Partner“ impliziert bereits eine gewisse Gleichberechtigung. Daher sollte man seinem Gegenüber eben auch (mindestens) die gleiche Gesprächszeit zugestehen, die man auch für sich beansprucht. Wie alle zwischenmenschlichen Beziehungen beruhen nämlich auch Gespräche auf dem Leitsatz: geben und nehmen.
Und keine Angst, zuzuhören bedeutet nicht, geduldig endlosen Ausführungen zu folgen und dabei selbst nicht zu Wort zu kommen. Vielmehr trägt aktives Zuhören dazu bei, dass sich die Kommunikation insgesamt verbessert. Und dadurch finden letztlich auch die eigenen Ideen, Sorgen etc. stärker Gehör.
So viel vorweg. Kommen wir nun zu den konkreten Tipps, die wir euch gerne mit auf den Weg geben möchten.
8 Tipps für besseres Zuhören
1. Falls möglich: vorab Informationen einholen
Bei geplanten Gesprächen (z.B. bei Meetings, Projektarbeiten o.ä.) empfiehlt es sich, sich im Vorfeld gezielt auf die Themen vorzubereiten, um die sich das Gespräch drehen wird. Denn: Wer sich im Vorfeld über das entsprechende Thema schlau macht und gut informiert zum Meeting etc. erscheint, hat es leichter das Gehörte zu begreifen und abzuspeichern. Je besser man bereits mit der Materie vertraut ist, desto leichter fällt es, konzentriert zuzuhören, Zusammenhänge zu begreifen und auf das Gesagte zu reagieren. Falls die Möglichkeit besteht, sollte man die Chance sich vorzubereiten also unbedingt nutzen.
Da eine solche Vorbereitung jedoch nur bei geplanten Gesprächsrunden zu vorab bereits klar festgelegten Themenkomplexen möglich ist, kann man natürlich nicht immer auf ein adäquates Hintergrundwissen bauen, das einem das Zuhören erleichtert. Hier kommen unsere nächsten Tipps zum Tragen. Denn auch ohne entsprechende Vorbereitung kann man sich das Zuhören durch einige Tricks erleichtern.
2. Andere aussprechen lassen
Zuhören basiert generell darauf, den Gesprächspartner ausreden zu lassen. So fällt es nicht nur dem Gesprächspartner leichter, sein „Päckchen“ loszuwerden, sondern man hat es auch selbst leichter, dem Gesagten zu folgen. Durch permanente Unterbrechungen verliert nämlich nicht nur der Gesprächspartner den Faden – auch man selbst. Noch dazu kreiert man durch das Zuhören und Ausreden lassen eine angenehme Atmosphäre, die Vertrauen schafft und ein tiefergehendes Gespräch überhaupt erst möglich macht.
Auf keinen Fall sollte man also dazwischenquasseln oder die Sätze des Gesprächspartners vervollständigen. Das ist nicht nur respektlos, sondern wirkt sich stark auf die Atmosphäre aus und erstickt ein angenehmes Gespräch bereits im Keim.
3. Rückfragen stellen und das Gesagte wiederholen
Rückfragen bilden ebenfalls eine gute Möglichkeit, das Gesagte zu verinnerlichen und sicher zu gehen, dass man alles richtig verstanden hat. Natürlich sollten solche Rückfragen ausschließlich in den Gesprächspausen erfolgen – also nachdem der Gesprächspartner ausgesprochen hat.
Um sicher zu gehen, dass der Gesprächspartner auch wirklich ausgesprochen hat, raten Experten übrigens dazu, eine kurze Pause vor jeder Antwort einzulegen und im Kopf bis vier zu zählen. Dadurch gibt man dem Gesprächspartner die Möglichkeit, doch noch etwas zu seiner Aussage hinzuzufügen. Rückfragen und Wiederholungen lassen sich dann im Anschluss an die viersekündige Pause z.B. folgendermaßen verpacken:
- „Sie finden also, dass…?“
- „Meinten Sie, dass…?“
- „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe…“
- „Mit anderen Worten, Sie denken…“.
4. Länger zuhören als reden
Kommunikationstrainer raten dazu, immer länger zuzuhören als man redet. Wer während einer Konversation weniger Gesprächszeit beansprucht als sein Gegenüber, wird Experten zufolge nämlich als intelligenterer und sympathischerer Gesprächspartner empfunden.
Abgesehen davon sollte man sich verinnerlichen, dass der Gesprächspartner in der Regel mehr an sich und seinen Wünschen und Problemen interessiert ist als an den Wünschen und Problemen, die man selbst mit sich herumträgt. Daher empfiehlt es sich vor allem im Berufsleben den jeweiligen Gesprächspartner (egal ob Kunde, Kollege, Mitarbeiter etc.) in den Mittelpunkt zu stellen und weniger von sich selbst zu reden. Denn wie bereits erwähnt, zeugt Zuhören von emotionaler Intelligenz. Und emotionale Intelligenz öffnet einem im Berufsleben Türen und Tore.
5. Nonverbalen Signalen Aufmerksamkeit schenken
Wer ein guter, aktiver Zuhörer sein möchte, sollte zudem immer auch die nonverbalen Signale beachten, die der Sprechende aussendet. Aus Mimik und Gestik des Gegenübers lassen sich schließlich weitere Informationen ableiten, die unter Umständen wichtig sein können. Denn: Rund 65 bis 90 Prozent der Kommunikation verlaufen allgemeinen Schätzungen (u.a. des renommierten Psychologen David Matsumoto, PhD) zufolge nonverbal.
Darüber hinaus gilt es, auf die Stimmlage zu achten. Schließlich gibt diese gleichermaßen Auskunft über die „Stimmung“ des Sprechenden sowie über die Empfindungen hinter den gesprochenen Worten.
6. Ablenkungen vermeiden
Selbstverständlich kann richtiges Zuhören nur gelingen, wenn man sich auch auf das Gesagte konzentriert. Es gilt daher, Ablenkungen zu vermeiden, also z.B. das Telefon beiseitezulegen, den Fernseher, Radio etc. auszuschalten und auch sonst jegliche Störgeräusche zu eliminieren.
Abgesehen davon, dass all diese Dinge die Konzentration beeinträchtigen, ist es noch dazu höchst unhöflich und respektlos dem Gesprächspartner gegenüber, wenn man am Handy herumspielt oder auf den Fernseher starrt.
7. (Vor-)Urteile und Wertungen vermeiden
Wie bereits erwähnt sollte man davon ausgehen, dass der Gesprächspartner prinzipiell mehr an seinen Wünschen und Problemen interessiert ist. Aktives Zuhören bedeutet dementsprechend immer auch das eigene Ego hintenanzustellen. Das ist jedoch längst nicht alles, was aktives Zuhören benötigt. Aufrichtiges Zuhören verlangt vor allem auch Unvoreingenommenheit, Toleranz und Neutralität.
Selbst wenn der Gesprächspartner zu einem bestimmten Thema völlig kontroverse Ansichten vertritt, sollte man ihn in Ruhe ausreden und seinen Standpunkt darlegen lassen und versuchen, die Dinge aus seiner Sicht zu betrachten, statt direkt auf Konfrontation zu gehen und denjenigen abrupt zu unterbrechen. Erst im Anschluss an die Ausführungen des Gegenübers sollte man die eigene Meinung kundgeben und versuchen, dem Gesprächspartner mit möglichst stichhaltigen Argumenten auch andere Standpunkte näherzubringen. Jemandem ohne Wertung ruhig und sachlich einen anderen Standpunkt darzulegen, zeugt nicht nur von Respekt, sondern ist auch noch wesentlich häufiger von Erfolg gekrönt als eine hitzige Streitdebatte auszulösen.
8. Empathie kultivieren
Womit wir auch schon beim letzten und wichtigsten Punkt wären: Empathie. Ohne Toleranz und Einfühlungsvermögen kann richtiges Zuhören niemals gelingen. Auch hier lautet das Stichwort wieder: emotionale Intelligenz. Nur wer fähig ist (und sich die Mühe macht), sich in die Lage seines Gegenübers hineinzuversetzen, kann aufrichtig auf die Ideen, Probleme, Ängste oder Sorgen des Gegenübers eingehen. Es gilt also, ein hohes Maß an Empathie zu kultivieren. Denn Empathie ist der Grundstein für die Fähigkeit, aktiv zuhören zu können. Und ein gutes Zuhören ist der beste Weg, Vertrauen und Sympathien zu gewinnen und letztlich gute Beziehungen aufzubauen – ganz gleich ob zu Kollegen, zum Chef, zu Kunden etc.
Fazit
Kaum eine Fähigkeit wird so unterschätzt wie das Zuhören. Dabei geht das Zuhören weit über das reine Hören hinaus. Denn: Ein guter Zuhörer muss die Bereitschaft und die Fähigkeit mitbringen, sich auf seinen Gesprächspartner, dessen Ansichten, Ideen, Botschaften und Emotionen einzulassen – und zwar vorurteils- und wertungsfrei. Klingt eigentlich simpel – und ist doch so schwer.
Als guter Zuhörer gilt es also, sich selbst ein wenig zurückzunehmen und dem Gegenüber genügend Raum zu lassen. Wer Gespräche hingegen nur zum Reden nutzt, also vorrangig als Mittel zur Selbstbestätigung, wird niemals verstehen was es heißt, richtig zuzuhören – und somit auch niemals mitten im Geschehen sein.
Unsere Autorin Patricia Schlösser-Christ studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und arbeitete anschließend an der Volkshochschule Worms. Als Kulturanthropologin M.A. widmet sie sich seither dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung / Weiterbildung und hat dabei auch die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt stets im Blick.